Digitalisierung geht weit über den reinen Ausbau von EDV in Unternehmen und Organisationen hinaus. Sie ist inzwischen ein fundamentales, tiefgreifendendes Gesellschaftsphänomen und wirkt sich als solches auf nahezu alle Bereiche der Gesellschaft aus.
Digitalisierung wirkt sich in nahezu allen Bereichen des Lebens aus: Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Konsum, Mobilität, Kommunikation – bei der Arbeit wie auch im privaten Alltag sind wir alle ständig mit digitaler Transformation konfrontiert. Insbesondere betroffen ist auch die Schweizer Arbeits- und Berufswelt, die sich schnell und radikal verändert. Mit der Ausbreitung digitaler, miteinander vernetzter und hoch leistungsfähiger Technologien und Anwendungen wie intelligenter Rechnersysteme, Robotik, Industrie 4.0, dem Internet of Things oder dem Mobile Internet vollziehen sich Umbrüche, die in ihrer Reichweite mit der ersten industriellen Revolution vor knapp 150 Jahren vergleichbar sind. Welche Rolle spielt der Mensch in der digitalisierten Welt? Welche Kompetenzen zählen in der digitalen Gesellschaft? Wie verändern neue Technologien die Arbeits- und Führungsprozesse? Diesem Themenfeld widmet sich der Interdisziplinäre Themencluster (ITC) «Digitale Transformation der Arbeitswelt».
Die Hochschule Luzern investiert in die Entwicklung und Umsetzung von interdisziplinär angelegten Projekten, die den digitalen Wandel in der Arbeitswelt, das Zusammenspiel von Technik und Managementmodellen sowie die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft und den einzelnen Menschen ins Zentrum stellen. Das Thema wird aus einer übergreifenden Perspektive heraus betrachtet, um nachhaltige Lösungen für die Industrie, für Gesellschaft und für Politik zu entwickeln. Entsprechend arbeiten Fachteams über Departements- und Disziplinen-Grenzen hinweg zusammen: Der ITC wird vom Maschinenbauingenieur Prof. Dr. Gerhard Stefan Székely (Departement Technik & Architektur) und der Sozialanthropologin Prof. Simone Gretler Heusser (Departement Soziale Arbeit) gemeinsam geleitet. Sie werden in ihrer Arbeit unterstützt von Expertinnen und Experten aus den Departementen Technik & Architektur, Wirtschaft, Informatik, Soziale Arbeit, Design & Kunst, und Musik.
Der ITC möchte Wege zur Gestaltung einer ebenso zukunftsorientierten wie sozial verantwortlichen und integrierenden Arbeitswelt aufzeigen. Er koordiniert die disziplinenübergreifende Zusammenarbeit zahlreicher Expertinnen und Experten aller Departemente der Hochschule Luzern mit einem klaren Fokus und Auftrag, generiert dabei neue Arbeitsschwerpunkte und Kompetenzfelder und positioniert die Hochschule als starke Partnerin im nationalen und internationalen Kontext.
Projekte 2021
Projekte 2020
Projekte 2019
Projekte 2018
Im Rahmen des Themenclusters werden drei Fokusthemen bearbeitet:
Die Fokusthemen
- Fokus 1: Technologien für die digitalisierte Arbeitswelt der Zukunft
- Fokus 2: Organisation, Führung und Human Resource Management in zukunftsfähigen Unternehmen
- Fokus 3: Zukunftsfähige Arbeit, Berufe und soziale Integration

Technologien für die digitalisierte Arbeitswelt der Zukunft
Dieses Fokusthema konzentriert sich auf die treibenden Technologien der Digitalisierung wie Sensorik, Robotik, Automation, Künstliche Intelligenz und Servitisation. Dies in Verbindung mit Aspekten der Wirtschaftlichkeit, des Managements und des HRM sowie künstlerischen und sozialen Sichtweisen.
Das «Internet der Dinge» verändert die Arbeitswelt von morgen grundlegend: Gegenstände, Fertigungsanlagen, Lager oder Anlagen im Feld werden vernetzt und erledigen selbständig Aufgaben für Lieferanten, Besitzerinnen oder Betreiber. In cyber-physischen Systemen (CPS) werden Maschinen, Elektronik, Datenbanken und Software miteinander verbunden, tauschen etwa via Internet Daten aus, steuern und kontrollieren sich autonom. Die Produkt-Service-Logik des Internets der Dinge lässt ausserdem neue Geschäftsmodelle entstehen und erschliesst neue Geschäftsfelder.
Damit verbundene Handlungsfelder sind:
- Standardisierung, Referenzarchitekturen und Kommunikationsschnittstellen in Wertschöpfungsnetzwerken
- Entwicklung neuer Managementmodelle, die der gestiegenen Komplexität gerecht werden
- Befähigung der Mitarbeitenden, damit sie mit der Komplexität und den sich schnell wandelnden Arbeitsumgebungen und -prozessen umgehen können
- Methoden und Ansätze der «Künstlichen Intelligenz»
- Technologien wie mobile Assistenzsysteme, welche Arbeitnehmende oder Mitarbeitende unterstützen und entlasten
- Additive Fertigungsverfahren
Organisation, Führung und HRM in zukunftsfähigen Unternehmen
Dieses Fokusthema dreht sich um Führungs- und Managementansätze zur Gestaltung von Veränderungen in Organisationen, die in Zusammenhang mit der digitalen Transformationen entstehen.
Die «digitale Revolution» wird die Zusammenarbeit in Organisationen fundamental verändern. Deshalb müssen diese ihre Funktionsweise mitunter komplett neu konfigurieren. Dieser Wandel betrifft etwa Fragen des Unternehmensdesigns, der -kultur, der Zusammenarbeit, die Führungsbeziehungen und -praxis sowie die Rolle des Human Ressource Management (HRM). Dies verändert auch den physischen Arbeitsplatz, weil die Mitarbeitenden zeitlich und örtlich agil sein müssen, aber gleichzeitig die physische Kommunikation und Teamarbeit immer wichtiger werden. Dabei tritt das firmeneigene Büro in Konkurrenz zu Alternativen wie Homeoffice, Remote Offices oder Co-Working-Spaces.
Die digitale Revolution und die Transformation der Arbeits- und Unternehmenswelt muss dabei so gestaltet werden, dass Menschen ihre Kreativität, ihre Problemlösefähigkeit, Veränderungs- und Leistungsbereitschaft in den Arbeits- und Veränderungsprozess einbringen können und bei der Entwicklung ihrer Kompetenzen und beruflichen Karriere in einer hoch flexiblen und vernetzten Arbeitswelt angemessen unterstützt werden.
Zukunftsfähige Arbeit, Berufe und soziale Integration
Untersucht werden in diesem Fokusthema die Auswirkungen der Digitalisierung auf Wirtschaft, Gesellschaft und Sozialstaat, auf Arbeits- und Werkplätze, Berufe, Kompetenzen und Karrieren und auf Individuen.
Welche Berufe gehen verloren, welche müssen sich neu orientieren? Und welche Kompetenzen sind gefordert? Die Digitalisierung bringt für die Wirtschaft, die Arbeitswelt und die darin tätigen Menschen Chancen und Risiken mit sich. Als relativ zukunftsrobust gelten Berufe und Tätigkeitsfelder, die schwer automatisierbare persönliche Dienstleistungen beinhalten, die Kreativität, Innovation, soziale Kompetenz und Lern- und Wandlungsfähigkeit erfordern. Das sind neben sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen wissensintensive Aufgaben neuer Typen von Knowledge Workers und Hybridprofessionals, welche Brücken bauen können zwischen Management- und Expertenwelten, zwischen analogen und digitalen Welten. Zeitgleich entwickeln sich auch zeitlich und örtlich flexiblere Formen der Arbeitstätigkeit.
Schon jetzt entstehen global vernetzte Arbeitsmärkte und Plattformen wie Sharing-Economy mit Cloud Working und Crowdsourcing; Klickworker werden pro Mausklick bezahlt, egal, wo ihr Arbeitsplatz steht. Bestehende nationale Formen der vertraglichen und gesetzlichen Regelungen von Arbeits- und Erwerbstätigkeiten werden damit unterlaufen. Die neuen Geschäftsmodelle rufen nach angepassten gesetzlichen Regelungen, damit die Errungenschaften des Sozialstaats aufrechterhalten werden können. Zu erwarten ist auch eine Entgrenzung von Arbeit und Freizeit.
Kernteam
Das ITC-Kernteam setzt sich aus Vertreter*innen der sechs Departemente der Hochschule Luzern zusammen. Sie begleiten die inhaltliche Weiterentwicklung des ITC und helfen bei der internen Vernetzung.
- Prof. Dr. Antonio Baldassarre, Leiter Forschung & Entwicklung sowie Vizedirektor, Departement Musik
- Prof. Dr. Christoph Hauser, Leiter CC Management & Law, Departement Wirtschaft
- Prof. Dr. Sabine Junginger, Leiterin CC Design & Maganement, Departement Design & Kunst
- Prof. Dr. Peter Kels, Dozent, Departement Wirtschaft
- Prof. Ute Klotz, Dozentin, Departement Informatik
- Prof. Dr. Gerhard Székely, Weiterbildungsleiter Institut für Maschinen- und Energietechnik, Departement Technik & Architektur
- Prof. Dr. Marc Zimmermann, Dozent und Projektleiter, Departement Soziale Arbeit
Fachbeirat
Im ITC-Fachbeirat sind mit externe Fachpersonen mit unterschiedlichen Perspektiven auf die digitale Transformation vertreten. Ihre Aufgabe ist es, die inhaltliche Entwicklung des ITC kritisch zu prüfen und bei der externen Vernetzung zu unterstützen.
- Prof. Dr. Christoph Igel, Mitglied der Institutsleitung des FKIE Frauenhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie
- Edith Lang, Dienststellenleiterin Dienststelle Soziales und Gesellschaft im Kanton Luzern
- Irmgard Nübler, Senior Economist at Interrnational Labour Organization Research Department
- Barbara Rüttimann, Präsidentin Netzwerk Unternehmen Verantwortung
- Prof. Dr. Lothar Thiele, ETH Zürich, Department of Information Technology and Electrical Engineering, Institute Computer Engineering and Networks Laboratory