Master Thesis Nathan Boder

Aufgabenstellung

Das Thema der Master Thesis im Herbstsemester 2023 war die Auseinandersetzung mit der Frage nach einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung und deren Wechselwirkung mit Gebäuden, Stadt und Landschaft am Beispiel eines innerstädtischen Industrie- und Gewerbegebiets im Berner Stadtteil Mattenhof-Weissenbühl. Neben diesem übergreifenden Themenschwerpunkt interessierte auch der immerwährende Konflikt zwischen unserem steigenden Bedarf an Wohnraum und dessen Produktion – und der damit einhergehende Verdrängungsprozess von innerstädtischen Gewerbebetrieben und Industrie.

Der Standort für die Master Thesis war einer der wenigen zentral gelegenen Gewerbestandorte, die es im Stadtgebiet von Bern noch gibt. Er entwickelte sich aufgrund der Lage an den Bahngleisen, insbesondere nach dem Bau einer zum Areal führenden Eisenbahn in den 1910er Jahren. Die Bahn wurde bis Mitte der 1930er Jahre sukzessive ausgebaut und löste einen Entwicklungsschub aus. Dies begründete den starken logistischen Charakter des Gebietes zwischen Weyermann- und Güterstraße, der im Wesentlichen bis heute anhält.

Die Studierenden untersuchten in ihrer Arbeit die räumliche Infrastruktur für die regional strukturierte Versorgung und ihre Auswirkungen auf den Stadtraum und erarbeiteten Strategien, wie in einem konkreten urbanen Kontext der Beitrag der Architektur zu einem nachhaltigen Ernährungssystem aussehen kann.

Projekt von Nathan Boder

Nathan Boder erklärt seine Master Thesis

In dieser Master Thesis treffen zwei grosse Themen aufeinander: die Rückkehr der Produktion in die Stadt und die temporäre Speicherung von Kohlenstoff durch den Holzbau. Das Ziel der Arbeit ist die Schaffung einer greifbaren Intervention im Herzen der Industriezone an der Berner Güterstrasse.

Die anfängliche Recherche konzentrierte sich auf die Bedeutung der Industriezone im Stadtzentrum. Inspiriert durch das Plädoyer des deutschen Soziologen Dieter Läpple, beleuchtet die Studie die positiven wirtschaftlichen, nachhaltigen und sozialen Auswirkungen der Rückführung der Produktion in die Stadt. Sie nimmt sich auch der grossen klimatischen Herausforderung an, indem sie eine innovative Lösung für die temporäre Speicherung von Kohlenstoff vorschlägt und dabei die Schweizer Normen wie die SIA 2032 erfüllt.

Der architektonische Vorschlag der «Machine à fabriquer» verbindet diese beiden Elemente harmonisch miteinander. Er intensiviert die Produktion durch die Schaffung von speziellen Räumen und fördert die soziale Integration durch kreative Infrastrukturen wie ein Café, ausgestattete Werkstätten und eine Mehrzweckhalle. Durch die Wahl der räumlichen Gestaltung und der Materialien trägt das Projekt dem Umweltgedanken Rechnung.

Um den CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten, wurden verschiedene Strategien angewandt, darunter die Erhaltung der bestehenden Gebäude oder der Verzicht auf eine Unterkellerung. Es ist jedoch die Speicherung von biogenem Kohlenstoff, in der dieses Projekt den Unterschied macht. Um das Prinzip zu verstehen: Es geht darum, das hauptsächlich in Holz enthaltene CO2 zu verwerten. Bäume nehmen beim Wachsen eine bestimmte Menge an CO2 auf, die erst wieder abgegeben wird, wenn sie verbrannt oder zersetzt werden. Es handelt sich hierbei um eine ausgeglichene Gleichung. Solange das Holz nicht verbrannt wird und im Gebäude verbleibt, bleibt das CO2 in der Struktur gespeichert.

Kein Material wurde zwangsweise verwendet. Jedes Material sparsam eingesetzt und als knappe Ressourcen behandelt. Letztendlich ist der größte Erfolg des Gebäudes eine Zahl: 1.531 Tonnen CO2, die im Gebäude zwischengespeichert wurden. 777 Tonnen CO2 wären für den Bau des Gebäudes notwendig gewesen.

Auf diese Weise wird die Güterstraße zum Schauplatz einer industriellen Renaissance, bei der Wirtschaft, Nachhaltigkeit und soziale Belange miteinander verflochten werden. Dieser Vorschlag ist ein mögliches Beispiel dafür, wie die Vergangenheit respektiert und gleichzeitig an die heutigen Bedürfnisse angepasst werden kann, und eröffnet somit vielversprechende Perspektiven für die Zukunft dieses Industriegebietes.

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