circular time lab

Die Gesellschaft steht vor grossen Herausforderungen. Der Einsatz und die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Ressourcen, sowie das Denken und Handeln in Kreisläufen sind dringend notwendig. Das Bauen mit Holz kann dazu einen bedeutenden Beitrag leisten, doch trotz grossem Potenzial werden zirkuläre Ansätze noch kaum angewendet. Hier setzt das CCTP mit dem Projekt «Circular Time Lab» an. Hands-on und disziplinenübergreifend entwickelt und erprobt die nächste Generation der Architektur- und Holzbranche in einem Zeitraffer-Labor zirkuläre Praktiken.

Die Idee des «Circular Time Lab» ist es, dass Personen aller Ausbildungsstufen der Architektur- und Holzbranche in interdisziplinären Teams kleine öffentlichkeitswirksame Objekte in einer «Hands-on experience» gemeinsam planen und umsetzen.

Die Bauindustrie hat einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt. Sie ist nach Angaben der Vereinten Nationen für etwa 40 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen und mehr als die Hälfte des weltweiten Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Treibhausgase im Bausektor einzusparen, bedeutet allerdings nicht nur Gebäude energieeffizient zu bewirtschaften, es bedeutet auch, Treibhausgase durch die Konstruktions- und Materialwahl in der Herstellungs-, Nutzungs-, sowie Entsorgungsphase zu reduzieren. In Anbetracht der planetaren Grenzen sind die Senkung des primären Ressourcenverbrauches und gleichzeitig der möglichst lange Verbleib von Baustoffen im Stoffkreislauf ein dringendes Erfordernis. Aus diesen Gründen ist es wichtig, zukünftig die Kreislaufwirtschaft und die Mehrfachnutzung als selbstverständlich zu erachten.

Dazu hat die Bauindustrie mit dem Rohstoff Holz nicht nur ein Material, das durch die Substitution fossiler, energie- und emissionsintensive Baustoffe einen bedeutenden Beitrag zur Klimastabilisierung leisten kann, sondern auch einen Werkstoff mit einem grossen Potenzial zur Kreislaufähigkeit. Trotz dieser Stärken und der Dringlichkeit der Ressourcen- und CO2-Frage werden zirkuläre Ansätze im Holzbau aber kaum in der baulichen Praxis angewendet. Aktuell wird nach wie vor der grösste Teil des Holzes nach dem Ende des ersten Lebenszyklus direkt thermisch verwertet. Oft werden damit wertvolle stoffliche Ressourcen verschwendet. Die Ressource Holz ist zwar erneuerbar, aber dennoch nicht unendlich verfügbar. Ein sorgsamer Umgang mit dem Rohstoff ist ein Gebot der Stunde.

An diesem Punkt setzt das Projekt «Circular Time Lab» an. Es zielt darauf ab, den Stellenwert der Kreislaufwirtschaft in der Architektur- und Holzbranche zu erhöhen und insbesondere das Kreislaufdenken beim Berufsnachwuchs zu fördern. Dazu bietet es der Innovationskraft Raum und eine Plattform, um in einem experimentellen Rahmen die Realisierung von zirkulären Praktiken zu testen. Die zukünftige Generation wird damit bereits in ihrem Lern- und Ausbildungskontext für den sorgsamen Umgang mit Ressourcen sensibilisiert.

Die Idee des «Circular Time Lab» ist es, dass Personen aller Ausbildungsstufen in interdisziplinären Teams kleine Holzbau-Objekte in einer «Hands-on experience» öffentlichkeitswirksam planen und umsetzen.

Das Konzept basiert dabei auf dem Prinzip eines Zeitraffer-Labors. Die gebauten Objekte haben einen Zwischennutzungs-Charakter und werden bereits nach einem Jahr wieder zurückgebaut. Verwendet werden dürfen ausschliesslich Bauteile und Materialien, die bereits zuvor im Rahmen der «Challenge» verwendet, aus einem anderen Objekt «gewonnen» wurden oder Abfall aus der Produktion sind. Mit dem Rückbau startet im Folgejahr ein neues Team, mit einer anderen Nutzung und an einem anderen Ort.

Das konzentrierte Wiederverwenden von Bauteilen und Materialien erlaubt es, zirkuläres Planen und Bauen unmittelbarer zu testen und Erkenntnisse in der Praxis zu gewinnen. Darüber hinaus können wichtige Erfahrungen gesammelt, geteilt und zurück in die Branche getragen werden.

Die Kleinbauten werden im Rahmen des «Circular Time Lab» zudem bewusst auf öffentlichem Grund, bzw. öffentlich sichtbar und zugänglich realisiert. Damit erbringen sie nicht nur durch ihre jeweilige Nutzung einen temporären Mehrwert für die Bevölkerung, sondern machen gleichzeitig auch das kreislauffähige Bauen erlebbar.

Eine durchgängige digitale Bearbeitung und Dokumentation gewährleisten überdies die Nachverfolgbarkeit und künftige Wiederverwendung aller Bauteile und Materialien. Über die projektinterne Nutzung hinaus ermöglicht eine digitale Plattform auch die attraktive Kommunikation hin zur breiten Öffentlichkeit. Über das Erzählen der Geschichten der Bauteile und Objekte soll die Faszination für kreislauffähiges Bauen und der Austausch von Erfahrungen und Herausforderungen gefördert werden. Letztendlich wird der Grundstein für die zukünftig selbstverständliche Anwendung in folgenden Bauprojekten und das Know-how dazu geschaffen.

Zeitraffer-Labor für zirkuläres Bauen: Die gebauten Objekte haben einen Zwischennutzungs-Charakter und werden bereits nach einem Jahr wieder zurückgebaut.
Dabei hat jedes Bauteil seine Geschichte – Vom Balken einer Überdachung, über ein tragendes Element einer Brücke, hin zur Stütze eines Aussichtsturms.

Aktuell befindet sich das Projekt in der Ausarbeitung der ersten, für das Frühjahr 2025 geplanten Durchführung. In mehreren Workshops wurde das Konzept des «Circular Time Lab» bisher mit interessierten Vertreterinnen und Vertretern aus der Branche analysiert und weiterentwickelt. Insbesondere der experimentelle Rahmen und der innovative Zeitraffer-Charakter der «Challenge» stossen auf grosses Interesse.

Das Projekt wird geleitet durch das Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern, Technik & Architektur. Die Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) des Kantons Luzern unterstützt die Ausarbeitung und Umsetzung des «Circular Time Lab».

Organisation

Projektleitung
Hochschule Luzern, Technik & Architektur, IAR
Projektleiter Pascal Wacker

Projektteam
Pascal Wacker, Predrag Bekcic, Dr. Sonja Geier

Unterstützt durch
Kantons Luzern – Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa)

Laufzeit 2024 – 2027

Kontakt

Pascal Wacker
Projektleiter
Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP)
pascal.wacker@hslu.ch

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