circular time lab

Das Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur und der Bachelorstudiengang Architektur der Hochschule Luzern starteten in diesem Frühlingssemester das dreijährige Design-Build-Projekt «Circular Time Lab». Dabei entwickeln und erproben Architekturstudierende des 2. Semesters gemeinsam mit Lernenden aus regionalen Holzbaubetrieben Hands-on das kreislauffähige Bauen und machen dies inmitten der Stadt Luzern für die breite Öffentlichkeit erlebbar.

Ziel des gemeinsamen Projekts von Lehre, Forschung und Praxis ist es, den Studierenden und Lernenden über eine anwendungsorientierte Herangehensweise eine Plattform zu bieten, um zirkuläre Praktiken in einem experimentellen Zeitrafferprozess zu testen und den Austausch zwischen den Fachdisziplinen zu fördern.

Video über das ganze Projekt «circular time lab»

Im Rahmen des Circular Time Lab werden jeweils im Frühlingssemester mehrere Holzstrukturen inmitten der Stadt Luzern erstellt. Anschliessend werden diese im Herbstsemester vom jeweils nachfolgenden Kurs zurückgebaut und in neuen Konfigurationen im Frühling wieder aufgebaut. Die zirkuläre Logik des ständigen Fügens, Transportierens, Aufbauens, Abbauens und wieder neu Fügens wird in diesem Setup auf die Spitze getrieben und das kreislauffähige Bauen gleichzeitig sichtbar gemacht.

Der Zeitraffer-Charakter ermöglicht es, konstruktive Abläufe prozesshaft – also der Reihe nach – zu verstehen. Alle vorgeschlagenen Strategien werden experimentell aufgebaut und real getestet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fliessen kontinuierlich in den weiteren Prozess ein. Die entworfenen Endprodukte – oder eher Zwischenprodukte – tragen die prozessualen Gedanken räumlich und gestalterisch weiter.

Luzerner Sommer

Durchgeführt wird das Design-Build-Projekt jeweils im Rahmen des Entwurfsmoduls Struktur des Bachelorstudiengangs Architektur. Zusätzlich zur Grundthematik des zirkulären Bauens steht die Aufgabe jeweils im Kontext der konstruktiven Lehre. Der Titel des Frühlingssemesters 2025 «Luzerner Sommer» und damit der ersten Durchführung des Projekts war Programm: Es wurden drei temporäre «sommerliche» Strukturen im urbanen Raum von Luzern errichtet. Alle Bauten sind an öffentlichen Orten entstanden, sind frei zugänglich und sollen der Stadtbevölkerung einen temporären Mehrwert bieten.

Wie wird das «Circular Time Lab» in der Lehre umgesetzt? Erklärungen des Modulverantwortlichen Dozenten Prof. Wolfgang Rossbauer

Da die Strukturen zwischen Juni und September stehen, sind sie explizit auf eine sommerliche Nutzung ausgerichtet. Das genaue Nutzungsbild durfte sich sowohl von den konkreten Gegebenheiten der jeweiligen Bauplätze beeinflussen lassen als auch von bauklimatischen Betrachtungen zum künftig zu erwartenden sommerlichen Mikroklima in Luzern: Dabei wurden nicht nur (heisse) Tagesbedingungen berücksichtigt, sondern auch die Potenziale für eine mögliche (tropen-)nächtliche Nutzung untersucht. Die Objekte sollen Vielfalt, Begegnung und ein atmosphärisches Erleben von Holzstrukturen im Stadtraum erzeugen. Ein aussergewöhnlicher «Luzerner Sommer»!

Forschungsprojekt

In Bereich der Forschung dient das Circular Time Lab als Pilotprojekt, in welchem Grundlagen wie auch neue Konzepte des zirkulären Bauens im kleinen Rahmen praktisch überprüft und weiterentwickelt werden können. Konkret dient das Circular Time Lab so als Reallabor im laufenden internationalen Kooperationsprojekt «BAUHALPS – Building Circular in the Alps», in welchem 13 Partner:innen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien und der Schweiz zusammenarbeiten.

Dabei werden in allen beteiligten Ländern innovative Konzepte und Methoden erprobt und zukunftsweisende Lösungen im Bereich des zirkulären Bauens aufgezeigt. Als Ergebnis entsteht ein gemeinsames Toolkit, welches sichtbare und greifbare Impulse setzen soll, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern, regionale Wertschöpfungsketten zu stärken sowie neue Wertschöpfungssysteme aufzubauen.

Dr. Sonja Geier, Stv. Leiterin des Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) zur Einbettung des Projektes in das internationale Kooperationsprojekt «BAUHALPS»

Darüber hinaus können auch Ergebnisse aus anderen Projekten des CCTP aufgegriffen und weiterentwickelt werden, z. B. aus dem Kontext des Forschungsprojektes «circularWOOD», das gemeinsam mit der TU München die aktuelle Situation rund um das zirkuläre Bauen mit Holz vertieft untersuchte. Die enge Verknüpfung mit der Forschung erfordert vom experimentellen Rahmen des Projekts aber auch eine gewisse strukturelle Logik, damit Erkenntnisse wieder korrekt in den Forschungskontext einfliessen können.

Verbindung, Struktur, Reallabor

Das Projekt Circular Time Lab startete am 21. Februar 2025 mit einem gemeinsamen Workshop zum Thema «Holz fügen». In dieser Materialwerkstatt konnten die Studierenden mit Unterstützung durch die Lernenden und Ausbildner aus den Holzbaubetrieben Hands-on unterschiedliche Verbindungstechniken des Holzbaus kennenlernen und selbst ausprobieren.

Diese Auseinandersetzungen mit dem Material und die ersten Gedanken an Verbindungen für das zirkuläre Bauen bildeten die Grundlage für die Vorübung und somit den Start in das Semester.

Während der ersten Wochen experimentierten die Studierenden physisch mit dem Material Holz. Sie arbeiteten im Massstab 1:1 in der Werkstatt und im Atelier. Die Suche nach Raum beginnt mit der realen «funktionsfähigen» Fügung des Materials. Anschliessend folgte dann die Erarbeitung eines strukturellen und räumlichen Entwurfs. Dabei sollten bzw. durften die gewonnenen Erkenntnisse weiterentwickelt werden. Schritt für Schritt wurde die Komplexität erhöht. Es entstand ein erstes kreislauffähiges, architektonisches Projekt.

Der Modulverantwortliche Dozent Prof. Wolfgang Rossbauer erklärt die drei Phasen des Projektes

Während der letzten Wochen des Semesters folgte dann die Phase 3 – Reallabor, in der die Studierenden wieder gemeinsam mit den Lernenden aus den regionalen Holzbaubetrieben in grossen Gruppen zu je 25-40 Personen zusammenarbeiteten. Gemeinsam galt es innerhalb kürzester Zeit je Gruppe eine (einzige) neue Struktur zu entwickeln, die dann real in der Stadt Luzern ausgeführt wurde.

In der Phase 3 wurden die 1:1-Strukturen in einem ersten Schritt in den Räumlichkeiten des Ateliers Ebenau in Horw vorfabriziert. Nach der Fertigung der Verbindungen und Elementen wurden diese konzentriert in die Stadt Luzern an die jeweiligen Bauplätze transportiert und innert kürzester Zeit aufgebaut. Sowohl vorgefundene Bedingungen im Atelier Ebenau als auch die Rahmenbedingungen des Transports erhöhten die Komplexität und beeinflussten den Entwurf und die Ausführung.

Erklärung der dritten Phase des Projekts für die Architekturstudierenden
Pascal Wacker (Projektleiter Forschung CCTP) erklärt die Arbeitsaufteilung in der dritten Phase

Das finale Aufbauen der Strukturen fand im Zeitraum vom 10.-13. Juni 2025 statt und wurde mit einem kleinen Richtfest abgeschlossen. Die Schlusskritik des Semesters fand am 26. Juni 2025 bei den Reallabor-Konstrukten statt. Dabei wurde die sommerliche Bespielung der Projekte in das Kritikformat eingebaut und die erste Durchführung des Circular Time Lab gemeinsam abgeschlossen.

Struktur Viscosi-Areal Emmenbrücke

Struktur 1 Inseli Luzern «Re:Frame»

Struktur 2 Inseli Luzern «Pilanseli»

Circular Time Lab

Der Abschluss der ersten Durchführung des Projekts ist der Start für die nächste. Um die zirkuläre Logik des ständigen Fügens, Transportierens, Aufbauens, Abbauens und wieder neu Fügens im Zeitrafferprozess real zu testen, starten die Studierenden des kommenden Herbstsemesters mit dem Rückbau der drei Strukturen. Diese werden wieder nach Horw transportiert und systematisch geordnet eingelagert. Im Frühlings 2026 kann anschliessend mit exakt denselben Teilen eine neue Entwurfsreise beginnen. Es gilt also so zu handeln, dass Bauteile und Materialien nicht nur möglichst lange genutzt werden können, sondern auch ein spannendes Nachleben möglich ist.

Pascal Wacker (Projektleiter Forschung CCTP) erklärt das Zeitrafferlabor

Organisation

Projektleitung
Hochschule Luzern – Technik & Architektur
Institut für Architektur IAR

Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur CCTP
Bachelor in Architektur – Projektmodul Struktur

Laufzeit: 2025 – 2027

Kontakt

Pascal Wacker
Projektleitung Forschung
Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP)
pascal.wacker@hslu.ch

Wolfgang Rossbauer
Projektleitung Lehre
Bachelor in Architektur – Projektmodul Struktur
wolfgang.rossbauer@hslu.ch

Beat Roos
Projektkoordination Praxis
schaerholzbau ag
beat.roos@schaerholzbau.ch

Projektbeteiligte

Forschungsteam
Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur CCTP:
Pascal Wacker, Sonja Geier

Team Lehre IAR
Bachelor in Architektur – Projektmodul Struktur
Modulverantwortlicher: Wolfgang Rossbauer
Lehrteam: Matthew Howell, Thomas Summermatter, Rabea Kalbermatten, Norma Tollmann, Ioannis Piertzovanis, Bianca Anna Boeckle
Assistierende: Jana Mulle, Achille Patà
Materialbibliothek & Materialität@hslu: Susanne Triller

Praxisteam
schaerholzbau AG: Beat Roos & Lernende
Tschopp Holzbau AG: Roland Walthert & Lernende
Haupt AG: Thomas Bitzi & Lernende
Dubach Holzbau AG: Christoph Minder & Lernende
erni Holzbau AG: Emil Hüsser & Lernende

Das Circular Time Lab als Schweizer Reallabor des europäischen Alpine Space-Projektes BAUHALPS wird im Rahmen der Neuen Regionalpolitik NRP des Staatssekretariates für Wirtschaft SECO über den Fonds für Regionalentwicklung, sowie der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern (lawa) und durch Eigenmittel der Hochschule Luzern kofinanziert und vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) begleitet.

Presse

Über das circular time lab wurde in verschiedenen Medien berichtet:
Artikel in der Luzerner Zeitung (und weiteren), 8.6.2025
Blog von Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz, 8.5.2025
Artikel auf Luzern-Business, 13.6.2025
Artikel im Newsletter «News&Stories» der Hochschule Luzern, 3.7.2025

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