Holzkreislauf Uri

Durch seine Wälder und die Holzwirtschaft kann der Kanton Uri einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen aus der Atmosphäre leisten und sogar klimaneutraler Standort werden. Dazu sind gezielte Anstrengungen notwendig. Zusammen mit dem Regierungsrat des Kantons Uri und verschiedenen Stakeholdern arbeitet das CCTP an einem Forschungsprojekt zu diesem Thema.

Ein Baum nimmt während seines Wachstums CO2 auf und bindet den Kohlenstoff im Holz. Ob in Form von Wäldern oder von Bauten – Holz ist ein natürlicher Kohlenstoffspeicher und hat grosses Potential, einen Beitrag zur klimaneutralen Schweiz und damit zur Erreichung der Netto-Null-Ziele bis 2050 zu leisten. Hier setzt das Urner Regierungsprogramm 2020-2024+ an. Es fordert in einem seiner Schwerpunkte, das Potenzial der Urner Wald- und Holzkette zur Reduktion von CO2 in der Atmosphäre besser zu nutzen. Ausserdem sollen Impulse gesetzt und Prozesse angestossen werden, die über die Legislaturperiode 2020-2024 hinaus Wirkung entfalten.

Der Urner Wald und die Holzverwendung haben ein grosses Potential zur CO2-Reduktion in der Atmosphäre. (Bilder Amt für Forst und Jagd sowie CCTP).

Integraler Ansatz mit Einbindung der Branchen

Basierend auf dem Regierungsprogramm hat die Sicherheitsdirektion des Kantons eine Umsetzungsstrategie unter dem Titel «Holzkreislauf Uri» initiiert. In Zusammenarbeit mit der Korporation Uri und im Dialog mit engagierten Urner Akteurinnen und Akteuren wurden konkrete Umsetzungsprojekte entwickelt. Dr. Sonja Geier vom Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern (HSLU) und Hans Rupli, ein langjähriger Experte aus der Holzbaubranche, haben das Vorhaben begleitet. Parallel erarbeiten die Forschenden am CCTP derzeit im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekts «INNOwood» eine neue Herangehensweise zu den komplexen Zusammenhängen in der Wertschöpfungskette Wald – Holz mit der Gesellschaft.

Den Auftakt zum Holzkreislauf Uri bildete im März 2022 eine Zukunftskonferenz. Vertreterinnen und Vertreter aus der Urner Wald-, Holzbau- und Energiewirtschaft, der Möbelbau- und Recyclingbranche sowie der Architekturplanung diskutierten Ideen und Visionen.

Im Zeichen der Klimadebatte erhält die CO2-Frage immer grössere Bedeutung. Im Gebäudepark Schweiz und im Bauwesen sind die Dekarbonisierung des Gebäudeparks und die Substitution fossiler Energieträger und emissionsintensiver Baustoffe dabei vieldiskutierte Themen.

Im Dokument «Strategie und Regierungsprogramm 2020-2024+» beschreibt der Regierungsrat des Kantons Uri seine konkreten Legislaturziele 2020-2024. Gleichzeitig sollen mit diesem Programm auch Impulse gesetzt und Prozesse angestossen werden, die über diese Legislaturperiode hinaus Wirkung entfalten. Eines der Schwerpunktthemen heisst «Klimaneutrales, energieeffizientes und sicheres Uri» und darin wird folgende Zielsetzung formuliert (sinngemäss): «[..]Erhöhung der Nutzung von Holz aus einheimischen Wäldern vermehrte Verwendung von einheimischem Holz als Baustoff und Energieträger».

Für die Erarbeitung einer breit abgestützten Umsetzungsstrategie wurden von November 2021 bis März 2022 in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für Typologie und Planung in Architektur (CCTP) die Grundlagen erarbeitet. Die Erarbeitung hat im Rahmen von einem politischen Workshop sowie einer Zukunftskonferenz stattgefunden. 25 Vertreterinnen und Vertretern aus der Wald-, Holzbau- und Energiewirtschaft, der Möbelbau- und Recyclingbranche sowie Architekturplanung nahmen teil. Damit wurden die Herausforderungen verdichtet. Seit März 2022 werden gemeinsam mit Vertretern aus der Verwaltung und Korporation Uri Konzepte für partizipative Arbeitsgruppen in folgenden Handlungsfeldern erarbeitet:

  • Bevölkerung & Werte
  • Wirtschaft & Innovation
  • Politik & Rahmenbedingungen

Das CCTP der Hochschule Luzern kooperiert dabei mit dem langjährigen Branchenkenner Hans Rupli.

An der Zukunftskonferenz im März 2022 entwickelten engagierte Urnerinnen und Urner eine gemeinsame Sicht zu den Herausforderungen und diskutierten Visionen und Lösungsansätze (Bilder CCTP).

Eine engere Projektgruppe arbeitete in anschliessenden Workshops und Arbeitsgruppen mit diesen Grundlagen weiter. Sie analysierte relevante Entwicklungen in der Wald- und Holzwirtschaft für den Kanton Uri und entwickelte konkrete Umsetzungsprojekte. In dieser Projektgruppe waren Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft, der Korporation Uri sowie Mitarbeitende der Urner Verwaltung und der Hochschule Luzern. Die Ausarbeitung der Umsetzungsstrategie wurde im März 2023 abgeschlossen.

Die engere Projektgruppe des Holzkreislauf Uri hat bis März 2023 konkrete Umsetzungsprojekte ausgearbeitet
(Bild Amt für Forst und Jagd)

Funktionierende Holzkette fördert regionale Wertschöpfung und sichert Arbeitsplätze

Unter Leitung des Amts für Forst und Jagd beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe damit, wie die Holzkette im Kanton Uri gefördert werden kann. Dazu braucht es gezielte Impulse in der Verarbeitungskette Wald und Holz. «Holz bietet nicht nur eine nachhaltige Lösung, um Uri zu einem klimaneutralen Standort auszubauen», erläutert Wendelin Loretz, Vizepräsident und Waldchef der Korporation Uri. «Eine funktionierende Holzkette trägt auch zur regionalen Wertschöpfung bei.»

Eine zweite Arbeitsgruppe beschäftigte sich insbesondere mit der Frage, wie die vielfältigen Werte für die Bevölkerung erlebbar gestaltet werden können und wie die Jugend ins Projekt eingebunden werden kann. Ein dritter Themenbereich betraf die langfristige Sicherung der Klimaschutzleistungen im Urner Wald. «Die Verwendung von einheimischem Holz sichert Arbeitsplätze und ermöglicht auch, dass der Urner Wald gleichzeitig vor Naturgefahren schützt, Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bietet, zur Biodiversität beiträgt und der Bevölkerung als wertvoller Erholungsraum zur Verfügung steht», so Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti. Und Kantonsforstmeister Roland Wüthrich vom Amt für Forst und Jagd ergänzt: «Um diese Leistungen des Waldes langfristig zu sichern, gilt es, ihn regelmässig und zukunftsgerichtet zu pflegen, damit er stabil bleibt und klimafit wird.»

Projekte des Holzkreislauf Uri

Die konkreten Umsetzungsprojekte betreffen Massnahmen in den Bereichen Wald, Wirtschaft und Bevölkerung: ein Baumpflanzungsprojekt im Urner Wald, eine Projektstudie zur Untersuchung der Machbarkeit einer genossenschaftlichen Sägerei mit Integration der Wald- und Holzkette, ein Holz-Stuhl-Projekt in Urner Schulen sowie ein Urner Wald- und Holzführer sind dabei vorgesehen. In einer zweiten Phase ab 2025 ist die Umsetzung weiterer Projekte aus dem Projektpool möglich.

Unter der Begleitung von Dr. Sonja Geier und Hans Rupli wurde der übergeordnete strategische Rahmen des Holzkreislauf Uri vom Amt für Forst und Jagd geformt. Zur Umsetzung sind die Etablierung eines Kommunikationsrahmens für Aktivitäten rund um den Holzkreislauf Uri und die Schaffung einer Plattform zur Vernetzung der Akteurinnen und Akteure vorgesehen. Parallel dazu gilt es, eine integrale Ressourcenpolitik Wald und Holz zu entwickeln.

Die politische Perspektive

Der Regierungsrat und der Engere Rat der Korporation Uri sind überzeugt, dass mit den vielfältigen konkreten und praxisnahen Massnahmen das Ziel einer erhöhten Holznutzung aus dem Urner Wald sowie einer vermehrten Verwendung von Urner Holz effizient verfolgt werden kann. Sie würdigen das Engagement der beteiligten Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung.

Am 23. Mai 2023 genehmigt der Urner Regierungsrat die Realisierung der ersten Projekte. Die Behandlung im Korporationsrat Uri steht Mitte Juni bevor. Damit stehen die Ampeln für die Umsetzung der Projekte des Holzkreislaufs Uri auf Grün. Der Kanton Uri und die Korporation Uri können damit aufzeigen, wie ein Beitrag zum Klimaschutz auch die Positionierung von Uri als attraktiver Wohn-, Tourismus- und Wirtschaftsstandort stärken kann.

Kontakt

Dr. Sonja Geier
Projektleiterin
Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP)
sonja.geier@hslu.ch

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