Ethik

Im Herbst 2021 wurde erstmals das Modul «Ethik» durchgeführt, das Teil des neuen Curriculums im Bachelor Architektur ist, darüber hinaus aber auch Studierenden des Studiengangs Digital Construction offensteht. Ziel des Moduls war die Diskussion und Entwicklung persönlicher Strategien für einen ethischen Umgang mit Werkzeugen des Planens und Bauens vor dem Hintergrund des gegenwärtigen digitalen Wandels in Architektur und Gesellschaft.

Grundlage für die Auseinandersetzung bildete der Blick zurück auf wesentliche Umbrüche der Neuzeit aus der Perspektive der Kultur- und Architekturgeschichte. So sollte aufgezeigt werden, dass technische Entwicklungen Architektur und Bauwesen im Laufe der Geschichte stets entscheidend mitgeprägt haben. Zugleich beleuchteten wir die soziale Dimension unterschiedlicher Techniken und Werkzeuge, um ein kritisches Bewusstsein für ihre Nutzung zu etablieren.

Der Zusammenhang zwischen technischem Wandel und der sich verändernden Arbeitsweise und Berufspraxis von Architekt:innen in den vergangenen 600 Jahren wurde neben Inputs vor allem über die Lektüre und Diskussion historischer Quelltexte (Traktat, Essay, Vortrag, Manifest) studiert. Dabei wurden Themen diskutiert wie die Herausbildung eines professionellen Selbstverständnisses seit der Renaissance, die zunehmende Professionalisierung, aber auch das Streben nach kreativer Autonomie im Zuge der Ausdifferenzierung zwischen Architektur und Ingenieurwissenschaften infolge der Aufklärung, die kritische Auseinandersetzung von Gestalter:innen mit sich radikal wandelnden Produktionsbedingungen und Zuwendung zum Handwerk im Kontext der Industrialisierung sowie der sich drastisch ausweitende Handlungsrahmen von Architekt:innen durch die Internationalisierung ihrer Tätigkeit im 20. Jahrhundert.

Aus der Betrachtung früherer Reaktionen auf gesellschaftliche Umbrüche leiteten die Studierenden im Modul individuelle Strategien für ein ethisches Handeln im Rahmen einer autoethnografischen Untersuchung zum Einsatz und Gebrauch digitaler Werkzeuge ab. Dabei galt es, persönliche Erfahrungen sowohl zu beschreiben als auch systematisch zu analysieren, um die soziokulturelle Dimension technischer Werkzeuge in ihrem Wirken auf Kreativität und gestalterische Prozesse sowie auf planerischen Alltag und Praxis zu verstehen. Die kritische Selbstbeobachtung des jeweils eigenen Umgangs mit digitalen Werkzeugen im Studium oder Büro bildete dabei den Ausgangspunkt. Die Auswirkungen dieser Werkzeuge auf die entwerferische Praxis wurde ebenso beleuchtet wie geeignete Strategien für ihren kreativen und kritisch-reflexiven Einsatz. In ihren Arbeiten bezogen die Teilnehmenden darüber hinaus Stellung zu den Implikationen des technischen Wandel auf ihre Arbeitsweise und Selbstverständnis als angehende Architekt:innen.

Arbeit von Stefan Bucher «Autoethnography – Work in the digital era»

Illustration von Stefan Bucher zu seiner Arbeit

Die ganze Arbeit kann hier als PDF heruntergeladen werden.

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