Der Architekturwettbewerb ist das vorherrschende Instrument zur Gestaltung unseres gebauten Lebensumfelds. In seinen aktuellen Formen begünstigt er verkaufsorientierte Strategien und bildhafte Designprodukte. Oft taugt unser Lebensumfeld nicht als Möglichkeitsraum, der kreatives Denken und Arbeiten unterstützt. «JUST ARCHITECTURE?» fragt nach dem Potential von Wettbewerben, Kontexte zu schaffen, die kreatives Denken und Handeln ermöglichen. An diesem angewandten Gegenstand wird einerseits die wechselseitige Kausalität zwischen dem prozessorientierten Möglichkeitsraum des kreativen Denkens und dem objektorientierten Möglichkeitsraum der Architektur erforscht, andererseits die Veränderbarkeit von Möglichkeitsräumen als Qualitätsmerkmal untersucht. Diese Fragen zielen auf ein Verständnis von Architektur als kreativitätsförderndes Medium hin. Im Hinblick auf eine Tagung werden in einer Ausschreibung sowohl architektonische wie auch begriffliche, das Thema reflektierende Prozessvorschläge gesucht.
Die Architektur und Wirtschaft bringen beide ihren Teil für diese interdisziplinäre Zusammenarbeit mit. Die Architektur stellt das Fachwissen zur Verfügung und die Wirtschaft sorgt vermittelnd für eine wissenschaftliche Durchführung. Der methodische Beitrag der Kunst besteht im mäandernden Erforschen von Nebenzweigen. So bleibt der projektimmanente Möglichkeitsraum für Veränderungen offen.
Die Frage nach einer Wettbewerbsform, welche Architektur selbst als Forschung nicht nur ermöglicht, sondern auch fordert und fördert, wurde bisher kaum gestellt. Das Projekt «JUST ARCHITECTURE?» möchte das Wettbewerbsverfahren in der Architektur auf sein Potential zur Unterstützung von Prozessen und Kontexten untersuchen, welche kreatives Denken und Handeln ermöglichen und schliesslich zu einer Architektur als Möglichkeitsraum führen.
Erstens wird die wechselseitige Kausalität zwischen dem prozessorientierten, systemischen, methodischen, sozialen, organisatorischen oder konzeptuellen Möglichkeitsraum des kreativen Denkens (hier des architektonischen Entwerfens bzw. des Lebens in der Architektur) und dem objektorientierten, gegenständlichen, räumlichen, gebauten und ästhetischen Möglichkeitsraum der Architektur untersucht, zweitens, die Offenheit gegenüber eigener Veränderung – neben dem Potential für Veränderung der Akteure – als Qualitätsmesser für den Möglichkeitsraum.
Die für die kunstbasierter Forschung typische Taktik der Ästhetisierung besteht darin, den Forschungsgegenstand in der Forschungsmethode zu formalisieren. 3.
Dadurch wird der distanzierte Gegenstand für die Forschenden direkt im Rahmen der Untersuchung wahrnehmbar und behandelbar gemacht.
Zunächst wird ein Positionspapier über «Architektur als Möglichkeitsraum» verfasst, auf dessen Basis ein Call for Contributions für prozessorientierte Beiträge zu einer Tagung ausgeschrieben wird. Verlangt werden sowohl eine architektonische wie auch begriffliche Reflexionen des Themas, das heisst, es werden Prozessvorschläge gesucht, welche ein zusammenhängendes Ereignis aus Referat und Raum erzeugen. Während der Tagung werden diese Beiträge präsentiert bzw. ausgeführt. In einem Workshop im Verlauf der Tagung werden die Implikationen der Beiträge für eine angebrachte Wettbewerbsform fu¨r «Architektur als Möglichkeitsraum» diskutiert.
Besonders in diesem Zusammenhang von Kunstforschung: Sarat Maharaj, «Unfinishable Sketch of ‘An Unknown Object in 4D’: scenes of artistic research», in: Balkema, A W & Slager, H (eds.), Artistic Research, Lier en Boog Series, Volume 18, Editions Rodopi B. V., Amsterdam/New York, NY, 2004.
Förderinstrument(e)
IS CreaLab |
1. Call for Proposals
Forschungsfeld
Innovationsprozesse und-
methoden
Departemente & Institute
Design & Kunst
Wirtschaft
Technik & Architektur
Institut für
Betriebswirtschaft &
Regionalökonomie IBR
Kommunikation & Marketing
Kunst
Material, Struktur & Energie
Team
Ronny Hardliz
Jacqueline Holzer
Alberto Alessi
Volumen
CHF 35’000.–
Dauer
23. und 24. August 2012, sic!, Luzern
18., 19. und 20. Oktober 2012, S AM, Basel