Parallax – Tobias Furter
Der Begriff „Parallaxe“ (altgriechisch: παράλλαξις parállaxis Veränderung, Wechsel) beschreibt die scheinbare Verschiebung oder Veränderung eines Objekts, wenn der Beobachter unterschiedliche Positionen einnimmt. Überträgt man dieses Phänomen, das nur eine Verschiebung der eigenen Wahrnehmung zu sein scheint, auf die Wirklichkeit selbst, so zeigt sich die Widersprüchlichkeit der Welt. In den Objekten und im Raum um uns herum materialisieren sich inhärente Gegensätze: Manchmal erscheinen die Objekte so, manchmal so, und es gibt keine letzte Wahrheit.
Im Fokus «Architektur & Material» näherten sich die Studierenden diesem fluktuierenden Beziehungsraum und erkundeten ihn mit verschiedenen Medien. Schließlich übersetzten sie ihn in materialisierte architektonische Interventionen, die das Verhältnis zwischen Haus und Stadt, Innen und Außen, Architektur und Landschaft neu überdenken, um Räume der Gemeinschaft und des Zusammenlebens zwischen und jenseits bestehender Grenzen zu schaffen.
Im Frühlingssemester 2023 war der Beobachtungsort des Masterstudios «Architektur & Material» das Gebiet im Westen Luzerns, das sich entlang der Basel-, Lädeli-, Damm-, Meyer-, Sentimatt- und Gütschstrasse erstreckt. Der Perimeter liegt zwischen den ländlichen Elementen des Gütschhügels und der Reuss mit ihren Brücken. Als Schwellenraum ist er von Natur aus heterogen. Er ist geprägt von Brüchen; Bauten aus verschiedenen Zeiten mit unterschiedlicher Körnung, programmatisch vielfältig, durchzogen von Verkehrsachsen, topografisch und infrastrukturell komplex; Stützmauern, Unterführungen, Parkhäuser, alte Industrien, Gewerbe und Wohnen, die Standseilbahn. Das Potenzial, ein parallaktischer, antagonistischer Raum zu sein, ist hier immanent.