Bachelor Intermediate

Materialität

TA.BA_MATERIAL.F2301 / TA.BA_MATERIAL.F2302

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Highlight Modul Materialität

Kombinationen von Lehmfeinputz und Massivholz von Nora Meyer

Die Atmosphäre eines Innenraums wird massgeblich durch die Kombination der vorhandenen Materialien im Zusammenspiel mit dem Licht erzeugt. Da es mich interessiert das Potenzial der Oberflächengestaltung im Innenraum zu untersuchen – d.h. die körpernahen Oberflächen mit denen wir in direkten Kontakt treten, die unsere Sinne anregen und die Atmosphäre des Raumes bestimmen – habe ich mich in der freien Arbeit mit Lehmfeinputz und Massivholz auseinandergesetzt. Die Idee war es, eine Experimentierkiste zu gestalten, mit der verschiedene Kombinationen von Lehmfeinputz mit Massivholz direkt untersucht werden können, um die vielfältigen Wirkungen, die sich durch die Kombinationen der beiden Materialien je nach Lichtsituation ergeben, beobachten zu können. Gerade die Kombination von glatten, edel wirkenden Oberflächen – wie die des Nussbaums – mit eher rauen Oberflächen – wie ein gefilzter Lehmputz – wirken interessant und erzeugen eine starke atmosphärische Wirkung. 

Faltenwurf von Esther Steinmann

Das Jutegewebe und der Modellierton von der Ziegelei bildeten den Ausgangspunkt. Mittels unterschiedlicher Techniken werden die Materialien verbunden. Der Stoff wird ausgebreitet und eine Lehmrolle wird dem Rand entlang in das Gewebe eingearbeitet und in den Stoff eingerollt. Die Jutefläche wird anschliessend mit Lehm überzogen. Auf einer Hälfte wird der Lehm beidseitig von Jute gefasst. Dann wird alles in die Höhe gehoben, wieder abgesetzt und geformt. Der flächige Stoff bildet nun Falten und wächst in die Höhe. Das flexible Gewebe kann zusammen mit dem modellierbaren Ton geformt werden, letzteres härtet im Laufe des Trocknungsprozesses aus. Der aufgerollte Rand als strukturell stärkstes Element bildet eine Art runde Öffnung. Eine organische, spontane sowie fliessende Form entsteht aus den beiden natürlichen Materialien. 

aus: Vkhutemas and the Pedagogy of Space / Lara Almarcegui: Construction Rubble of Secession’s Main Hall, Wien 2010, Foto: W. Thaler

Modulverantwortung: Max Leiß
Lehrteam: David Berweger, Dr. Torsten Lange, Max Leiß, Dr. Peter Omachen, Susanne Triller

In diesem Modul begeben wir uns in einer Abfolge gestalterischer Entwürfe und Workshops „hands-on“ in die Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialien und Baustoffen, erfahren ihre industriellen, handwerklichen, poetischen und atmosphärischen Qualitäten.
Plastische Formgebungsverfahren und Bearbeitungstechniken wie Modellieren und Abformen werden entwickelt und reflektiert. Der individuelle gestalterische Zugang wird über eine freie Materialstudie und Recherche gestärkt (Einzelarbeit).
Vorträge und Exkursionen untersuchen die Materialität in Kunst, Architektur und Bauwesen.

Architektur ist materiell; doch ihre Materialität wird im Zuge der Digitalisierung des Entwurfsvorgangs häufig vernachlässigt. Zu oft geht es um die blosse Materialisierung eines immateriellen Konzepts, das Material wird einer im Geist entwickelten Form oder der Kosteneffizienz untergeordnet. Darüber hinaus sind Baustoffe heute in ein Netz von Normen, Standards und gesetzlichen Vorgaben eingeschrieben. Sie sind stark technisch determiniert und unterliegen strikten Anforderungen an ihre Performanz – ihre Wirkung und ihre kulturelle Verortung sind in den Hintergrund getreten. Im Kontext der gegenwärtigen ökologischen Krise kann Material zudem nicht länger neutral und entpolitisiert betrachtet werden, sondern es gilt, Materialität in komplexen Ökologien von Ressourcen- und Stoffströmen zu überdenken.

Veranstaltungen

Architektur- und Kulturgeschichte

laut Agenda

C404

Inputs / Workshops Gestaltung

laut Agenda

C404