Infrastructure is landscape
Die Studierende Stefanie Hug hat im Herbstsemester 2022 im Master Architektur den Fokus «Architektur & Struktur» gewählt. Im Videointerview erklärt sie die sehr ungewöhnliche Aufgabe und ihr Projekt.
Zu ihrem Projekt schreibt Stefanie Hug: «Die vier markantesten Staumauern im Grimsel Gebiet; die Räterichsbodensee-, die Seeuferegg-, die Spitallamm- und die Oberaar-Staumauer, bilden wortwörtlich das Fundament des neuen Kraftwerkes. Bis zu 400 Meter hohe Strukturen aus Stahl werden über die bestehenden Talsperren gestülpt und mit Windturbinen gefüllt. Die vier Stahlstrukturen schaffen eine Komposition in der Landschaft, da sich diese in ihrer Dimension unterscheiden. Die differenzierten Grössen ergeben sich durch die verschiedenen Grössen der Staumauern und deren Mauerkronen. Die Mauerkronen geben die Distanz der Hauptstützen vor. So wird auf die Spitallamm-Mauer mit der schmalsten Kronenbreite von vier Meter die niedrigste Stahlstruktur von 250 Meter gesetzt – auf die breiteste Krone der Seeuferegg-Mauer mit sechs Meter die höchste mit rund 400 Meter. Zwischen den Hauptpfeilern befindet sich ein Rost. Zum einen, um die ganze Struktur zusammenzuhalten und zum anderen, um die Windturbinen darauf zu platzieren.»
«Die eingesetzten Windturbinen von der Schweizer Firma Agile Wind Power drehen sich nicht wie die herkömmlichen Windräder – sie drehen sich um eine vertikale Achse. Diese haben den Vorteil, dass sie weniger Platz benötigen, da sie sich nicht ausrichten und in den Wind stellen müssen, um optimal drehen zu können. Die Stellung der drei Rotorblätter der Vertikalturbine optimiert sich kontinuierlich. So hat eine Windturbine einen Durchmesser von 30 Meter und eine Höhe von 50 Meter. Bei besten Windverhältnissen werden 16 Umdrehungen pro Minute gemessen.
Die vier Stahlstrukturen beinhalten insgesamt 82 solcher Windturbinen. Eine Windturbine hat 750 Kilowatt Leistung. Wenn davon ausgegangen wird, dass eine Person pro Jahr 1000 Kilowattstunden Strom verbraucht, und die Turbine die Hälfte ihrer Höchstleistung erbringt, reicht eine Turbine für 3285 Personen pro Jahr. Somit kann das neue Windkraftwerk knapp 270’000 Menschen pro Jahr mit Strom versorgen.»
«Dem Bau ist dieselbe Wichtigkeit zuzuschreiben, wie der seiner Problematik. Dabei geht es um das Verhältnis zwischen Ausdruck, Form und Landschaft sowie Mensch, Umwelt und Nutzen. Es soll ein Symbol für die Zukunft werden. So ist etwas noch nie Dagewesenes in Erscheinung getreten.»