Global Wood Policy Platform
Die Initiative Wood for Globe – Towards a Global Wood Policy Platform sieht die nachhaltige Holzverwendung als Schlüssel zur klimaneutralen Zukunft. Das CCTP trägt mit Resultaten aus seinen Forschungsprojekten zum Grundlagenbericht der internationalen Plattform bei.
Die Ziele der Initiative
Wood for Globe ist eine Initiative getragen von der Forst- und Landwirtschaftsvereinigung der Vereinten Nationen und NGOs aus dem Forstsektor, die darauf abzielt, Holz als zentrale erneuerbare Ressource nachhaltig zu nutzen. Durch die Förderung nachhaltig bewirtschafteter Wälder und Holzverarbeitungslieferketten soll ein entscheidender Beitrag zur Erreichung der globalen Klimaziele geleistet werden.
Wood for Globe schafft dazu eine Plattform zur Bündelung der Forderungen nach Forschung in diesem Bereich sowie nach einem verstärkten politischen Dialog. Weltweit vernetzte Lieferketten prägen den Weg des Holzes von Wäldern bis zu den Endkundinnen und Endkunden. Obwohl die Wälder, Waldbewirtschaftung und Holznutzung global sehr unterschiedlich sein. Ein gemeinsames Verständnis für seine nachhaltige Nutzung ist unabdingbar, um den sorgsamen Umgang mit der Ressource zu gewährleisten. Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann das volle Potenzial von Holz in einer nachhaltigen Wirtschaft genutzt werden.
Die Initiative Wood for Globe fordert unter anderem eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Erzeuger- und Verbraucherländern, um nachhaltige Waldbewirtschaftung weltweit auf die politische Agenda zu setzen. Dies ist entscheidend, um Lücken in den Rahmenbedingungen zur nachhaltigen Bewirtschaftung, im Kampf gegen weltweite Abholzung und bei notwendigen Investitionen zur Aufforstung zu schliessen und langfristig eine nachhaltige Bioökonomie aufzubauen.
Die treibenden Kräfte
Das auslösende Moment für die Initiative war der Aufruf der am World Forestry Congress anwesenden Minister:innen im Mai 2023, welche forderten, das Potenzial von Holz in einer nachhaltigen Bioökonomie als Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele zu nutzen.
Die Initiative wurde daraufhin durch das österreichische Landwirtschaftsministerium ins Leben gerufen und vom Österreichischen Waldfonds finanziert. In Zusammenarbeit mit der International Union of Forest Research Organizations (IUFRO), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Zentrum für Bioökonomie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), arbeitet die Initiative nun daran, internationale Partnerschaften zu stärken und politische Weichenstellungen vorzubereiten, die eine nachhaltige Nutzung von Holz unterstützen.
Der Aufruf zum Handeln
Ein bedeutender Schritt war die Einrichtung einer globalen Gruppe von Expertinnen und Experten, die wissenschaftliche Grundlagen für die nachhaltige Nutzung von Holz erarbeitet hat. Dr. Sonja Geier und Pascal Wacker vom CCTP wurden in diese Gruppe eingeladen, um einen Beitrag zur Erarbeitung eines wissenschaftliches Background Paper zu leisten. Das Paper «Sustainable use of wood in construction, textile and packaging sector towards a carbon-neutral bioeconomy» wurde im Juli 2024 fertiggestellt. In diesem Paper werden unterschiedliche Aspekte zur Nutzung von Holz im Bauwesen und zur Nutzung von Holzfasern im Bauwesen und in der Textil- und Verpackungsindustrie behandelt. Liefer- und Wertschöpfungsketten sowie Kreislaufwirtschaft und Re-use-Konzepte, Hybridbauweisen waren zur nachhaltigen Nutzung von Holz und Holzfasern im Bauwesen. Aus Sicht jedes Beitrages wurden am Ende von den Autorinnen und Autoren Empfehlungen und Schlüsselbotschaften herausgearbeitet, die auch ein Potenzial zur Übertragung in andere Länder haben.
Die Ergebnisse und Empfehlungen der Gruppe von Expertinnen und Experten in diesem Grundlagenpapier wurden am 19. Juli 2024 internationalen Politikerinnen und Politkern in dem hochrangigen Dialog «Wood for Globe: Leading Pathways to Carbon Neutrality and Resilience» neben weiteren Ergebnissen aus anderen Arbeitsgruppen der Initiative präsentiert.
Am Ende dieses Treffens erneuerten die anwesenden Minister:innen und hochrangige Ländervertretungen ihren Aufruf zur Ausweitung nachhaltiger holzbasierter Wege und zur Förderung eines verstärkten politischen und technischen Dialogs.
Holzkreislauf Uri: Aktivierung des Innovationspotenzials der Wald- und Holzkette. Bild: Adobe Stock 343484618 ⅼ AventuraSur
Modul 17: Ressourcenorientierte Verwendung von Holz im urbanen Raum über anpassungsfähige Gebäudetypologien. Bild: CCTP, Atelier Brunecky
Der Beitrag des CCTP
Der Beitrag des CCTP zum wissenschaftlichen Grundlagenpapier unter dem Titel «Paving the way towards sustainable use of wood in construction – a governance-oriented and socio-economic approach in Switzerland» adressierte das Thema «Wood in Construction». Aus der Vielfalt der Projekte des CCTP wurden drei aktuelle Projekte ausgewählt, die zu Erkenntnissen geführt haben, die auf andere Länder übertragbar sind. Dies waren das Projekt INNOwood mit der Website waldnutzen.ch als Ergebnis, die laufenden Begleitung der Umsetzung des Regierungsprogrammes 2020-2024+ im Kanton Uri mit dem Holzkreislauf Uri und das Forschungs- und Entwicklungsprojekt des Holz-Hybrid-Hochhauses mit dem Ergebnis des Modul 17. In der Triangulation dieser drei Projekte des CCTP wurden relevante Aspekte zur nachhaltigen Nutzung von Holz im Bausektor herausgearbeitet.
Nachhaltiges Bauen mit Holz bedeutet die Berücksichtigung lokaler Wertschöpfungsketten und damit implizit auch der Nutzung von Holz aus regionalen Wäldern. Dazu müssen die Akteurinnen und Akteure der Waldwirtschaft und der anschliessenden Holzverarbeitungskette sektorenübergreifend Strategien entwickeln. Es gilt auch das Bewusstsein am Ende der Wertschöpfungskette zu schärfen. Die für die Gesellschaft und das Klima relevanten Leistungen des Waldes bedingen die Handlungsfähigkeit der walderhaltenden Akteurinnen und Akteure. Die Grundvoraussetzung für nachhaltige Nutzung im Bauwesen ist damit auch die Sicherstellung der nachhaltigen Waldpflege.
Ein anderer Aspekt ist der Umgang mit der erneuerbaren Ressource Holz im Bauwesen. Nachwachsend ist nicht mit unbegrenzt verfügbar gleichzusetzen. Die Konzepte zur Kreislaufwirtschaft sind vielfältig und fordern die Planenden in der Umsetzung und die Wertschöpfungskette zu Überlegungen, wie man zukünftig von Materialflüssen zu Materialkreislauf kommt. Noch besser wäre es aber im ersten Schritt, ein Material oder ein Bauteil erst gar nicht abzubrechen oder aus der Verwendung zu nehmen. Einer der vielen Ansätze zur Kreislaufwirtschaft fordert daher zum Beispiel, die Nutzungsdauer von Produkten und in diesem Fall Gebäude zu verlängern. Dazu müssen Gebäude langfristig mit geringem Ressourcenaufwand an Nutzungsänderungen anpassbar sein. Wie das funktionieren könnte, hat das CCTP schon früh mit dem Projekt «Modul 17» anhand der schwierigen Gebäudetypologie der Hochhäuser aufgezeigt. In diesem Projekt hat sich ein inter- und transdisziplinäres Team unter der Koordination des CCTP mit anpassungsfähigen Gebäudetypologien in Holz- und Holzhybridbauweise beschäftigt. Dabei wurden nicht nur Konstruktionsprinzipien entwickelt, sondern auch die Machbarkeit anpassungsfähiger Gebäudetypologien ausgelotet und Erkenntnisse gewonnen, die über die schwierige und umstrittene Typologie Hochhaus hinaus anwendbar sind, um eine nachhaltige Stadtentwicklung im Allgemeinen zu fördern.
Durch die Integration neuartiger, anpassungsfähiger Gebäudetypologien in städtische Governance-Rahmenwerke können Städte ihre Nachhaltigkeit und ihre Entwicklung resilient gestalten. Diese Typologien stellen sich nicht nur Herausforderungen wie dem Hochhausbau, sondern stehen auch im Einklang mit umfassenderen Zielen im Kontext des Klimaschutzes, der Schaffung von Wohnraum aber auch die Verbesserung der Lebensqualität der Bewohnenden.
Ob es um Wertschöpfungsketten, das Aktivieren des Innovationspotenzials oder anpassbare Gebäudetypologien geht, Nutzende und Stakeholder spielen immer eine wesentliche Rolle. Es gilt, sie mit geeigneten Methoden frühzeitig in die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in der Wald-Holz-Kette bis hin zur Gebäudenutzung einzubinden. Gleichzeitig zeigen Projekte wie INNOwood und der Holzkreislauf Uri, dass neue Wege in der Kommunikation beschritten werden müssen. «Blinde Flecken» in der Wahrnehmung und im Bewusstsein der Zivilgesellschaft müssen erkannt und geeignete Kommunikationsstrategien entwickelt werden, die auch für Laien verständliche Inhalte vermitteln.
Die Ergebnisse der drei Forschungsprojekte unterstreichen auch die Bedeutung der politischen Verantwortung und des notwendigen Engagements, sich gemeinsam mit der Zivilgesellschaft aktiv mit nachhaltiger Holznutzung auseinanderzusetzen. Ein integrativer Ansatz, der sowohl die Entscheidungstragenden am Ende der Wertschöpfungskette wie auch die Interessensgruppen des Waldsektors und der Holzwertschöpfungskette einbezieht, unterstützt die Transformation hin zu einer kohlenstoffneutralen Bioökonomie mit Holz. Dies kommt langfristig der Gesellschaft und dem Klimaschutz zugute.
Links
Background Paper «Sustainable use of wood in construction, textile and packaging sector towards a carbon-neutral bioeconomy»
Kontakt
Dr. Sonja Geier
Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP)
sonja.geier@hslu.ch