Fadenspiel – Wer Diversität ernten will, muss auch säen
Das letzte grosse Projektmodul P5 «Architektur und Tektonik» des Bachelorstudiums Architektur steht für Synthese. Hier kulminieren inhaltlich alle vorherigen Projektmodule sowie die Theorien und Positionen zur Tektonik, welche ergänzend im Kernmodul «Tektonik» vermittelt werden.
Im Herbstsemester 2021 widmeten sich die Studierenden der vielschichtigen Auseinandersetzung mit dem Bestand: Umbauen, Weiter-bauen, Umnutzen, Neuinterpretieren, Wiederbeleben: Aus den ehemaligen Büroräumlichkeiten des Bundesamtes für Landwirtschaft in Bern sollte ein heterogener und lebendiger Ort mit Strahlkraft entstehen. Die Gebäude befinden sich im Mattenhofquartier, einem bahnhofsnahen Stadtteil mit hohem Entwicklungspotenzial, welcher Nischen für allerlei Neues bietet und so zu einem dynamischen Umfeld beiträgt. Die starren Häuser an der Mattenhof- und Belpstrasse sollten dabei mit unterschiedlichsten Nutzern, Typologien, Grössen an ihre Belastungsgrenzen gebracht und das architektonisches und städtebauliches Potenzial des Gevierts ausgelotet werden. Es galt zudem die tradierte Beziehung zwischen Wohnen und Arbeiten zu hinterfragen und über zukunftsfähige Formen der Kombination nachzudenken.
Untenstehend das Projekt «Fadenspiel» von Jessica Noemi Keuerleber.
Jessica Keuerleber schreibt über ihr Projekt: «Um eine Vielfalt zu erreichen, wird auf flexible Wohn- und Arbeitsräume mit einem breiten Angebot an Gemeinschaftsfläche geachtet. Die Zwischennutzer der Sollbruchstelle sollen weiterhin ihren Platz auf der Parzelle erhalten und eine Ausgewogenheit zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit wird berücksichtigt.»
«Der Innenhof gehört den Bewohner/innen und Nutzer/innen. Er dient als Ruhezone und ist von den öffentlichen Bereichen fein abgeschottet. Das öffentliche Kulturgebäude dient als Aktivitätszone. Treffpunkte mit Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten sind möglich im Aussenraum, der sich zur gemeinschaftlichen und vielseitigen Aneignung anbietet. Die Atmosphäre auf der ganzen Parzelle ist durch bewusst gesetzte Begegnungszonen und bespielbaren Zwischenzonen geprägt. Der Laubengang, die Waschküche, die Gemeinschaftsküche, der Innenhof, die Bar, sowie die Aussenplätze bilden Begegnungszonen und unterstützen das Gemeinschaftliche. Auch das Sharing-Konzept mit der Gemeinschaftsküche, Waschküche und Untergeschossnutzungen wie Bastelraum, Winterankleideraum und Nähzimmer fördern den Austausch. Die drei Gebäude sind unterirdisch, sowie oberirdisch durch Brücken miteinander verbunden.»
«Das Fadenspiel spielt in seiner tektonischen Haltung mit feinen Abstufungen vom Öffentlichen ins Private. Der Laubengang dient als Austauschort und Begegnungszone der Bewohner/innen und fördert den Blickbezug auf der ganzen Anlage. Das Geländer wirkt durch die Mischung aus transparent und massiv einerseits einladend und figuriert andererseits auch als Rückzugsort. Der Laubengang bildet die halböffentliche Schicht zwischen der Öffentlichkeit und der Wohnungstür.»