Entwurf im Bachelor Basic – Wauwilermoos

«Raum» ist das erste einer ganzen Reihe von Projektmodulen, welche die Studierenden durch das Studium begleiten. Anhand einer konkreten Aufgabe und in Begleitung der Lehrbeauftragten erarbeiten sie sich ein Repertoire gestalterischer Methoden. Im Herbstsemester 2021 bestand die Aufgabe darin, drei Räume für eine passende, selbstausgesuchte Nutzung auf dem Gelände des Wauwilermoos zu entwerfen.

Natürliche Schnittstellen in der Landschaft wie z.B. Bachufer, Waldkante oder Wanderweg wurden als mögliche Standorte auserlesen und im Modell nachgebaut. Die Studierenden sollten herausfinden, wie das Potential einer architektonischen Idee durch Experiment, Reflexion und Entwurfsarbeit zu einem konkreten Projekt ausgeschöpft werden kann.
Das Wauwilermoos, ein Moorgebiet nordwestlich vom Luzerner Sempachersee, ist schon seit Jahrtausenden ein Kulturort. Wichtige Funde aus eis- und steinzeitlichen Siedlungen haben Pläne für den schweizweit grössten Flughafen sowie für eine Erdölraffinerie verhindert. Heute wird das vielseitige Gebiet hauptsächlich für Landwirtschaft, Erholung und Naturschutz genutzt.

Untenstehend das Projekt von Lorenz Trüeb mit dem Titel «Weingrotte».

Lorenz Trüeb schreibt zu seinem Projekt:
«Das ebene und idyllische Naturschutzgebiet mit seiner Flora und Fauna sollte durch meinen architektonischen Eingriff minimal tangiert werden. Aus diesem Grunde entschloss ich mich, mein Projekt so auszurichten, dass der Natur möglichst wenig Schaden zugeführt wird.
Der bedingt durch eine Buschreihe, erst auf den zweiten Blick sichtbare Eingang, bettet sich mit seiner weinfarbenen Oberfläche harmonisch in die Umgebung ein. Über einen engen Feldweg an zwei Bänken vorbeigehend, erreicht man über einen Tritt den erhöhten Platz. Auf dem geschliffenen Betonboden mit Terrazzo Optik hat man einen idyllischen Blick über das Wauwiler Moos. Der Platz ist definiert durch einen betonierten Höhenunterschied und die quadratische Form bildet einen vom Moos abtrennenden Aussenraum. Das Treppenhaus mit seiner klar geometrischen Form steht frei in der Aussparung des Platzes.
Über eine kleine Passage und die anschliessenden Treppentritte erreicht man durch eine überhohe aber minimal breite Türe den ersten Raum. Der höhlenartige, natürlich und gleichzeitig mysteriös wirkende Degustationsraum fordert die Besucher auf, die Räumlichkeiten genauer zu entdecken.
Durch die vier azentrisch angeordneten Öffnungen in der Decke und den Abstand des Treppenhauses zur Aussparung im Platz strömt das Licht von oben hinein und lässt die Struktur des Treppenhauses und der Grotte erkennen. Aus praktischen Gründen wurde der Boden auf allen Seiten von der rustikal wirkenden Wand getrennt. Somit kann das von oben eindringende Wasser seitlich über die Schulter versickern. Dem spiegelnden Boden und dem bündig darauf stehenden Treppenhaus wird auf eine elegante Weise ein starker Kontrast verliehen. Durch ein kaum wahrnehmbares Bodengefälle wird verhindert, dass sich stehendes Wasser ansammeln kann. Auf der rechten Seite kann man einen Tisch erkennen, auf welchem der Weinbauer an Veranstaltungen den Wein zur Degustation ausschenken wird.
Bevor man auf der entgegengesetzten Seite durch zwei Schiebetüren den Weinkeller betreten kann, trifft man auf ein voneinander getrenntes Lavabo und WC. Diese offene Anordnung des Nasszellenbereiches ermöglicht im Grundriss eine flexible Nutzung der drei Räumlichkeiten. Man kann den Degustationsraum mit der Nasszelle vom Weinkeller abtrennen oder offenlassen. Das Lavabo ist bewusst vom WC getrennt, weil man dadurch die Möglichkeit hat, die Hände vor oder nach dem Weintrinken zu waschen, ohne das WC betreten zu müssen.
Die Hierarchisierung spielt im ganzen Projekt eine wichtige Rolle. So fällt einem beim Betreten des Weinkellers sofort die geringe Raumhöhe auf. Im abgetrennten Weinkeller geht es im Gegensatz zum gesellschaftlich genutzten Degustationsraum in erster Linie um die Lagerung des Weines und dessen Eigenschaften. Der geneigte Besucher kann jederzeit beim Betreten der Grotte geführt um die Fässer herumgehen und so einen Eindruck von der professionellen Weinlagerung erhalten.

Durch meine vertieften Recherchen über das Wauwiler Moos bin ich auf die Familie Bättig gestossen, welche seit acht Generationen in der Landwirtschaft und dem Weinbau tätig ist. Für den Verlauf des Entwurfes und der Umsetzung meiner Ideen war es für mich wichtig persönliche Kontakte vor Ort zu knüpfen und deren Lebensformen und Ansichten kennenzulernen.»

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