Building Circular in the Alps

Das Forschungsprojekt «BAUHALPS – Building Circular in the Alps» verfolgt das Ziel, zirkuläre Ansätze im Bauen im Alpenraum voranzutreiben. Dabei setzt es auf die Idee des «New European Bauhaus» (NEB), das transformative Impulse aus Kultur, Handwerk, Design und Gesellschaft bündelt, um zukünftige Gebäude und Quartiere baukulturell sorgsam, ressourcenschonend und klimaneutral zu gestalten. Im Projekt BAUHALPS kooperieren 13 Partner:innen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien und der Schweiz. Durch Pilotprojekte in den beteiligten Ländern sollen innovative Konzepte und Methoden erprobt und zukunftsweisende Lösungen im Bereich des zirkulären Bauens aufgezeigt werden. Diese Projekte sollen die Idee des NEB mit Leben füllen und als Leuchttürme für nachhaltiges Bauen dienen.

Herausforderungen

In der Schweiz verursacht der Gebäudesektor fast 24% der Treibhausgasemissionen (BAFU 2022). Gleichzeitig werden 84% der Abfälle in der Schweiz durch die Bautätigkeit generiert (BAFU 2021). Damit die Schweiz ihre Klimaschutzziele erreicht, gilt es in allen Sektoren zu handeln. Im Jahr 2020 reichte die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates eine parlamentarische Initiative ein, die auf eine Änderung des Umweltschutzgesetzes abzielt. Im ersten Artikel heisst es dazu «Der Bund und, im Rahmen ihrer Zuständigkeit, die Kantone sorgen für die Schonung der natürlichen Ressourcen». Trotz der medialen Präsenz des Themas Kreislaufwirtschaft gibt es nur wenige erlebbare Umsetzungsprojekte, die als Vorbild für den Bausektor zur breiten Umsetzung wirksame Impulse setzen. Nachhaltige Ansätze im Gebäudesektor sind oft von innovativen Technologien getrieben, werden jedoch in der Umsetzung häufig noch mit konventionellen Methoden realisiert.

Treibhausgase im Gebäudesektor einzusparen, bedeutet nicht nur Gebäude energieeffizient herzustellen und zu betreiben. Auch in der Schweiz liegt in der Abkehr von linearen Produktionsmustern hin zu einer Kreislaufwirtschaft eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, deren Realisierung mehr als nur technischer oder wirtschaftlicher Lösungen bedarf.

Das «New European Bauhaus NEB»

Mögliche Wege und Lösungen für diese Transformation der Bauindustrie hin zur Kreislaufwirtschaft zeigt die Initiative des «New European Bauhaus» (NEB) auf. Diese wurde im September 2019 von Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, den European Green Deal, den Übergang zu einer ressourceneffizienten Wirtschaft, durch innovative Ideen und Konzepte mit einem interdisziplinären und partizipativen Prozess zu unterstützen. Das NEB orientiert sich dabei an drei zentralen Werten: Nachhaltigkeit, insbesondere im Umgang mit Ressourcen, Ästhetik und Inklusion. Es vernetzt Expertinnen und Experten, Unternehmen, Institutionen und zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure in den Bereichen Wohnen, Bauen, Kultur, gesellschaftliches Zusammenleben und Kunst. Dabei ist das NEB kein klassisches Umwelt- oder Wirtschaftsprojekt, sondern ein Kulturprojekt, das dem Systemwandel ein Gesicht gibt. Aktuell ist das NEB jedoch ein offenes Konzept, das noch durch die praktische Umsetzung greifbar werden muss. In den kommenden Jahren gilt es in der europäischen Forschungscommunity daran zu arbeiten, Konzepte und Methoden des NEB weiter zu präzisieren, zu entwickeln und zu testen.

BAUHALPS – Potenziale grenzüberschreitend ausloten

Die Regionen im europäischen Alpenraum haben durch spezifische geografische Bedingungen des alpinen Raumes viele ähnliche Herausforderungen. Es macht Sinn, diese Herausforderungen, die sich allen in dieser zusammenhängenden Region stellen, auch gemeinsam anzugehen. Genau darauf zielt das Alpenraumprogramm «Interreg Alpine Space» ab. Das europäische Förderprogramm initiiert und finanziert Kooperationsprojekte in den sieben Ländern, die Anteil am Alpenraum haben, und macht diese grenzüberschreitenden Initiativen. Das Projekt BAUHALPS wird im Rahmen einer solchen Alpine Space Kooperation durchgeführt. Das transnationale Projekt setzt dabei auf das erwähnte Konzept des New European Bauhaus (NEB), um den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft in der Architektur- und Bauwirtschaft zu fördern.

Global denken – lokal handeln

Die Regionen im Alpenraum verfügen über einzigartige regionale Potenziale: Lokale Ressourcen und Materialien sowie das kulturelle Erbe und das Fachwissen zur Entwicklung innovativer Technologien für deren Einsatz im Bausektor. In der Schweiz spielen beispielsweise Holz als Rohstoff, jahrzehntelange Erfahrung in der Holzverarbeitung und technologische Errungenschaften eine zentrale Rolle. Auf der Grundlage der vielfältigen Erfahrungen im Umgang mit lokalen Ressourcen und den dafür entwickelten Techniken soll im Projekt BAUHALPS ein wechselseitiger Lern- und Entwicklungsprozess initiiert werden. Global und transnational werden Werte und Prinzipien diskutiert und weiterentwickelt. Diese werden vor Ort mit lokalen Ressourcen, den Erfahrungen anderer Regionen sowie im Einklang mit lokalen Kulturen, Techniken und Traditionen zu innovativen Lösungen geformt.

Mehrwerte und das Schweizer Pilotprojekt

Derzeit hat das Konzept des New European Bauhaus (NEB) in der Schweiz noch keine breite Verankerung gefunden. Durch die Schweizer Beteiligung am Alpine Space Konsortium von BAUHALPS soll sich dies ändern. Ein gemeinsames Toolkit, das im Rahmen von BAUHALPS entwickelt und durch regionale Pilotprojekte getestet wird, soll sichtbare und greifbare Impulse setzen, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern und regionale Wertschöpfungsketten zu stärken sowie neue Wertschöpfungssysteme aufzubauen.

Der Kanton Luzern möchte als eine Region im europäischen Alpenraum das zirkuläre Bauen vorantreiben und engagiert sich für das Schweizer Pilotprojekt «circular time lab». Dieses schafft ein Zeitrafferlabor für zirkuläres Bauen und integriert den Berufsnachwuchs in eine öffentliche Challenge. Diese Challenge bietet Unternehmen einen Experimentierraum für innovative Anwendungen, während junge Fachkräfte die Möglichkeit erhalten, ihr Können vor der Öffentlichkeit zu präsentieren. Damit wird nicht nur die Innovationskraft der Baubranche gestärkt, sondern auch deren Attraktivität für Nachwuchskräfte erhöht. Zur Umsetzung der Challenge arbeiten KMU, Verwaltung, Berufsbildung und Hochschulen eng zusammen. Die bewusste Platzierung des circular time lab an einem öffentlichen Ort erhöht die Sichtbarkeit in der Bevölkerung und den Medien und macht zirkuläres Bauen für alle erlebbar.

Projektpartner:innen im BAUHALPS Projekt

Das Projektteam wird von der Ca’ Foscari University Foundation Italia (IT) koordiniert.
Folgende Institutionen sind im Projektteam vertreten:
– Digital Findet Stadt (AT),
– International Centre of Resources and Innovation for Sustainable Developement (FR),
– Technology Park Ljubljana Ltd. (SI),
– Museum of Architecture and Design Ljubljana (SI),
– Padova Chamber of Commerce Industry Crafts and Agriculture (IT),
– Habitech – Distretto Tecnologico Trentino per l’Energia e l’Ambiente (IT),
– Technische Hochschule Rosenheim (DE),
– Holz Forum Allgäu (DE),
– Innovationsservice Salzburg (AT),
– Cluster Build & Connect (FR),
– Bayern Innovativ GmbH (DE),
– Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern (CH).

Links

Finanzierung

Die Schweizer Beteiligung am Projekt BAUHALPS wird im Rahmen der Neuen Regionalpolitik NRP des Staatssekretariates für Wirtschaft SECO über den Fonds für Regionalentwicklung, der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern und durch Eigenmittel der Hochschule Luzern kofinanziert und vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) begleitet.

Kontakt

Sonja Geier
Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP)
sonja.geier@hslu.ch


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