Bachelor-Thesis Yasmine Zaugg

Weiterbauen am Dorfzentrum Roggwil

Aufgabenstellung
Die Gemeinde Roggwil ist eine Dorfgemeinschaft mit rund 4‘000 Einwohner*innen und wünscht sich ein lebendiges Dorfzentrum. Dieses soll nicht nur im Detailhandel ein entsprechendes Angebot aufweisen, sondern auch als Ort der Begegnung und der Identifikation dienen und Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten bieten. Aufgrund der Tatsache, dass das Liegenschaftsportfolio der Gemeinde Roggwil mit überalterten und sanierungsbedürftigen Gebäuden besetzt ist, gilt es, sich Gedanken zu künftigen Nutzungs- und Aufwertungspotenzialen zu machen. Von besonderer Bedeutung ist dabei das Bedürfnis nach einer grossen Aula für gemeinschaftliche Veranstaltungen sowie der Ausbau der Gemeindeverwaltung und des Oberstufenzentrums. Die Studierenden erarbeiteten hierzu ortsbauliche Lösungsvorschläge und vertieften anschliessend einen Teil des Programms über detaillierte Projektentwürfe.
Die Aufgabenstellung basierte auf einem Forschungsprojekt, welches die Hochschule Luzern gemeinsam mit der Gemeinde Roggwil durchführte. Die Studierendenarbeiten lieferten der Gemeinde und dem Forschungsteam wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Dorfzentrums. Die besten Arbeiten wurden im Herbst in einer Ausstellung in Roggwil gezeigt.

Projekt Yasmine Zaugg
In ihrem Prozessbuch zur Thesis schreibt Yasmine Zaugg: «Der Kontext Roggwils ist heterogen. Bauernhäuser, Mehrfamilienhäuser stehen direkt neben den grossen industriellen Bauten der Firma Schneeberger inmitten des
Dorfes. Sicherlich hat die Firma Gugelmann, die Lebensmittelpunkt unzähliger Roggwiler war, dazu beigetragen, dass in Roggwil die Industrie selbstverständlich zum Alltag der Menschen dazu gehört. Somit wurde es überhaupt erst ermöglicht, dass industrielle Bauten nicht wie üblich, abgesondert am Rande der Siedlungen stehen, sondern nun auch mitten im Herzen dieser. Gerade diese Tatsache macht Roggwil unglaublich spannend. Und gerade dieser Tatsache will ich mit meinem Entwurf Rechnung tragen.
Nun, wie bringt man zwei Dinge zusammen, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören?
Der Entscheid für das Szenario B geschah mühelos. Obwohl oder gerade weil ich beim Betrachten der Parzelle vor Ort vollkommen ratlos dastand. Mich faszinierte die Gemeinschaft, die Geschichte Roggwils. Und mich faszinierte vor allem die Herausforderung, Roggwils Gemeinde, die mich anfangs so sehr irritierte, ein neues Gesicht geben zu können. Besonders, da mir mit diesem unkonventionellen Kontext ein Rückgriff auf bestehende und bewährte Formen im Umgang mit Bestand nicht sinnvoll erschien und weil ich so gezwungen war, einen eigenständigen Entwurf aus der Logik Roggwils zu entwickeln.

Fazit Yasmine Zaugg
Als Fazit am Ende ihres Prozessbuches schreibt Yasmine Zaugg: «Der Titel unserer Thesis lautete ‚Weiterbauen am Dorfzentrum Roggwil‘. Lange stellte sich mir die Frage – ein Weiterbauen an was? Ich versuchte Roggwil zwanghaft in irgendeine Kategorie einzuordnen.
Diese gewisse Unfassbarkeit, diese gewisse Wildheit Roggwils, zogen mich aber mehr und mehr in ihren Bann. Roggwil hält sich schlichtweg nicht an gängige Konventionen. Darunter entstehen bisweilen skurrile und fast schon collagiert erscheinende Situationen. Diese Heterogenität ermöglicht es aber, aus einem schier unendlichen Pool an
Inspiration zu schöpfen. Meine Thesis versucht die Vielschichtigkeit, ja die Widersprüchlichkeit Roggwils zu akzeptieren und als Quelle der Inspiration zu nutzen. Sie ist als provokanter Gegenvorschlag zur Romantisierung des Dörflichen zu verstehen. Sicherlich wird dieser Gegenvorschlag viele zunächst irritieren – so wie Roggwil auch mich zunächst irritierte. Aber ich glaube, mit meiner Thesis einen unkonventionellen und gleichwohl präzisen Beitrag zu Diskussion, wie man in Roggwil in Zukunft bauen könnte geleistet zu haben.
Wie auch immer sich Roggwil in den nächsten Jahren entwickeln wird, eines ist sicher: Roggwil ist wandlungsfähig und Roggwil ist mutig. Ich wünsche den Roggwilern den Mut und die Kraft für ein vielschichtiges, unkonventionelles Roggwil einzustehen und für ein lebendiges Dorfleben zu kämpfen.

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