Wohnungsneubau: ‹Atmosphäre statt Maschine?›

Wohnungsneubau: ‹Atmosphäre statt Maschine?›

Dario Degen / Matej Glavas

«Atmosphäre statt Maschine», ein Gebäude ohne Heizungsanlage und trotzdem ein behagliches Raumklima. Nach diesem Prinzip sind die beiden Bürogebäude in Lustenau und Emmen, sowie das Wohnhaus Erlenmatt in Basel gebaut. Daraus resultiert die Fragestellung: «Ist es ökologische sinnvoll, ein Wohngebäude ohne aktive Heizung zu bauen?». Durch eine Analyse der theoretischen Funktionsweise, der Praxistauglichkeit und des Einflusses der Standortwahl, sind die Schwierigkeiten bezüglich der Behaglichkeit im Wohnungsbau ohne Heizungsanlage untersucht worden. Dabei liegt die Problematik bei der zu niedrigen Raumtemperatur in der Winterperiode, hauptsächlich verursacht durch die geringen internen Lasten und die Nutzungszeit in der Nacht. Auch bei einem Standortwechsel ins mildere Lugano liegt die Schwierigkeit in der Winterperiode.

Abb. 1: Wärmegewinne und -verluste des Wohnhauses Erlenmatt in der Winterperiode (Monatsmitteltemperatur < 12°C)

Durch eine Parameterstudie wurde ökologischen Aufwände für die Baukonstruktion, die Heizungsinstallation und die Betriebsenergie berechnet, um den optimalen U-Wert eines allgemeingültigen Mehrfamilienhauses zu eruieren. Der U-Wert für die Aussenbauteile beläuft sich um die 0.14 W/m2K und der thermische Jahresenergiebedarf für die Raumwärme auf 8.1 kWh/m2. Dadurch stellt sich heraus, dass es ökologisch nicht sinnvoll ist, erhöhte Anforderungen an die Bauteile zu stellen, um auf eine Heizungsanlage zu verzichten. Auf der Grundlage dieses optimierten Gebäudes, könnten auf alle bestehenden Mehrfamilienhäuser in der Schweiz die jährliche Stromproduktion des Atomkraftwerk Beznau 3.5‑fach eingespart werden. Somit wird im Umfang der betrachteten Parameter dieser Arbeit – das betrachtete Referenzgebäude mit Wohnnutzung – für ein Objekt ohne Heizungsanlage als ungeeignet eingestuft.

Abb. 2: Ökologischer Aufwand nicht erneuerbare Primärenergie
fh-zentralschweiz