Angetrieben von den neuen Möglichkeiten der digitalen Kultur sowie dem gegenwärtig omnipräsenten Kreativitätswunsch und -imperativ (Andreas Reckwitz) entwickelte sich in der letzten Dekade international eine vernetzte Crafter & Maker-Szene.
Um vertiefte Einsicht in die Praktiken, Motive, Ziele und Organisationsformen der Crafter und Maker zu gewinnen, wurden im Rahmen des Projekts explorative Gespräche mit Leiterinnen, Gründern und Nutzern von FabLabs und offenen Werkstätten in der Deutschschweiz geführt – darunter die FabLabs in Luzern und Zürich, das Labor Luzern, das Zürcher Jugendkulturhaus Dynamo, die Freizeitanlage Loreto in Zug und das Kurszentrum Ballenberg. Die Gespräche bestätigten die Hypothese, dass die Motive und Ziele der Akteure breit gefächert sind: Während die Hobby-Handwerker und DIY-Begeisterten vor allem Entspannung, Abwechslung und soziale Anerkennung suchen, um Defizite der Erwerbsarbeit zu kompensieren, geht es anderen Akteuren um den Erwerb von handwerklichem und technischem Knowhow zur beruflichen (Weiter-)Qualifizierung; und für die Craftivists ist Making vor allem eine Form des politischen oder gesellschaftlichen Engagements. Gleichwohl erleben alle Akteure das analoge und digitale Handwerken, Tüfteln, Experimentieren und Herstellen (im Sinne von Hannah Arendt) als eine sinnstiftende Tätigkeit, die aus ihrer Sicht auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften beitragen kann. Dabei ist es gleichgültig in welchem Feld einer pluralen Ökonomie das Crafting & Making stattfindet: ob als unbezahlte Eigenarbeit, als entlöhnte oder ebenfalls unbezahlte Arbeit im Non-Profit-Sektor oder als marktvermittelte Erwerbsarbeit.
Die Analyse der Praktiken in den verschiedenen Einrichtungen zeigte weiterhin, dass Crafting & Making sowohl technologische und gestalterisch-ästhetische als auch ökonomische, soziale und ökologische Dimensionen aufweist. Diese verschiedenen Dimensionen durchdringen sich und qualifizieren Crafting & Making als eine hybride Praxis, bei der teilweise neue und unerwartete Kombinationen gewagt werden.
Ein Workshop mit den Akteuren deckte gleichwohl unerwartete Spannungsfelder auf, die aus den unterschiedlichen strukturellen Einbettungen der Crafting & Making-Einrichtungen resultieren. In Anlehnung an eine Typologie von Hans Geser handelt es sich teils um dezentralisierte und autonome, teils um halbzentralisiert oder zentralisiert Einrichtungen. Die in diesen unterschiedlichen Strukturen tätigen Menschen mag die gleiche Leidenschaft für das Handwerken und Herstellen antreiben – als VertreterInnen bestimmter Strukturen dienen sie letztlich aber unterschiedlichen Interessen. Dies erschwert ein gemeinsames Selbstverständnis sowie eine Zusammenarbeit der ungleichen Partner.
Förderinstrument(e)
KTI |
IS CreaLab
Forschungsfeld
Next Economy
Departemente
Design & Kunst
Soziale Arbeit
Team
Steffen Dagmar (D&K)
Claudia Acklin(D&K)
Reto Stäheli (SA)
Alex Willener (SA)
Volumen
CHF 30’000
Dauer
01.09.2013 – 31.12.2014