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Digitalisieren im Sinne der SDG’s

Suchanfrage auf YouTube: «Digitalisierung und Nachhaltigkeit»
Oberstes Resultat: «Glencore Schweiz – Nachhaltigkeit – Unser Ansatz»
Zweites Resultat: «Nachhaltigkeit Webinar – Imissionskühlung» (ebenso von Glencore)

Ich muss schmunzeln. Obwohl ich den Suchalgorithmen der hiesigen Tech-Unternehmen normalerweise keine menschlichen Attribute zuweise, geschätzte Leserschaft, haben sie ironische Auswüchse. Ich versuche es nochmals mit Google. Das Resultat bleibt identisch. Inwieweit die Suchmaschine zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen wird, frage ich mich? (Hintergrund: Glencore als Rohstoffproduzent und -händler ist mehrmals öffentlich hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in Kritik geraten. Das Unternehmen versucht sich nun aktiv über Anzeigen in ein gutes Licht zu rücken.)

Die verengten Diskurse über das Mantra «Digitale Technologien sind der Motor für eine nachhaltige Entwicklung» lassen sich an diesem alltäglichen und konkreten Beispiel gut veranschaulichen. Kultur-Pessimisten würden es als Greenwashing par excellence beschreiben. Die ständige Konfrontation mit solchen Botschaften wird unser Denken unwillkürlich und unausweichlich manipulieren. Der Neoliberale hingegen sieht die Suchmaschine und dessen Werbemarkt als Allheilmittel. Wie sonst könnte jeder, jederzeit und von überall auf Wissen zugreifen, welches uns zu nachhaltigem Handeln befähigt. Und ja, durch irgendwelche Anzeige-Einnahmen muss sich Google und YouTube finanzieren.

Und mein Instinkt sagt – irgendwie haben beide recht. Es zeigt auf, wie komplex die Fragen rund um die Digitalisierung hinsichtlich der nachhaltigen Entwicklung sind und welche Rolle die technologischen Errungenschaften innehaben können. Solche nur durch eine Brille, sei es die ökonomische oder die ökologische, zu betrachten, greift zu kurz.

Gesamtheitliche Betrachtung als Chance

Mit den SDG’s der Vereinten Nationen hat sich Bundesbern ein umfassendes Ziel hinsichtlich der nachhaltigen Entwicklung gesetzt. Bis 2030 gilt es einen Weg zu finden, bei dem den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung in ausgewogener Weise Rechnung getragen wird (Quelle: EDA). Neue technologische Errungenschaften und die Digitalisierung bieten grosse Potenziale für eine solche Transformation.

Doch wenn die Digitalisierung und deren technologischen Errungenschaften wirklich ein Element des großen gesellschaftlichen Wandels sein soll, muss sie nachhaltig, fair und für alle Menschen relevant sein. Gesamtheitlich dem Gemeinwohl dienen. Und dabei gilt es, eine angemessene Diskussion über Nutzen und Risiken zu führen. Demokratisch und mit Einbezug aller Stakeholder. Denn ohne diese Auseinandersetzung haben neue Technologien oftmals ein erhöhtes Potenzial, zu neuen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Problemen zu führen.

Kommentar von Marcel Niederberger (CreaLabbie und Student MSc in Applied Information and Data Science)

Interessante Beiträge zum Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit

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