In Gesprächen mit Unternehmern und Managern taucht in letzter Zeit oft die Frage auf, was Kunst jenseits einer dekorativen Funktion für Unternehmen «tun kann». Insbesondere interessieren sich die Gesprächspartner dafür, wie Kunst dazu beitragen kann, Produkte, Services und Unternehmenskultur gegenüber Kunden, Nachbarn, Mitarbeitenden und deren Familien nachhaltiger , darzustellen und zu vermitteln. Dabei wird immer wieder auf die hohen Kosten und die geringe Wirkung von Firmenveranstaltungen wie z.B. «Tage der offenen Tür» oder Mitarbeiteranlässen verwiesen. Gleichzeitig wird betont, dass es schwierig sei, sich der Kunst für die oben genannten Zwecke zu bedienen. Insbesondere wünschen sich die Gesprächspartner Unterstützung bei der Entwicklung von Ideen und bei der Konzeption von Events, in denen Kunst eine Rolle spielen soll.
Kunstbasierte Interventionen bringen Prozesse, Personen und auch Produkte aus der Welt der Kunst in ein Unternehmen (Berthoin Antal, 2009). Die internationale Literatur betont, dass kunstbasierte Interventionen für und in Unternehmen
unterschiedlichste Wirkungen erzeugen können, die mit normalen betriebswirtschaftlichen Ansätzen nicht zu erreichen sind (vgl. zusammenfassend Seifter und Buswick, 2010; Biehl-Missal, 2011).
Taylor und Ladkin (2009, S. 56-60) fassen mögliche Wirkungen des prozessfokussierten künstlerischen Interventionsansatzes und seiner Methoden in Unternehmen zusammen:
Erstens können ästhetische Fertigkeiten vermittelt werden, die für die Mitarbeitenden in ihrem Job von Nutzen sind wie bspw. Präsentationsfähigkeiten, welche in einem Theaterworkshop erlernt werden können.
Zweitens ermöglichen Projektionstechniken wie das bildhafte oder modellhafte Nachbauen von Abstrakta (z.B. der Firmenstrategie), durch entsprechende Formgebung auch implizite, unterbewusste Gedanken und Gefühle sichtbar zu machen (steht die Strategie auf festen Beinen, wurde nachhaltiges Material verwendet?).
Drittens lässt sich die Essenz von Konzepten wie Kollaboration oder Führung durch erlebnisorientierte Formate (z.B. ein gemeinsames Konzert) besser erlebbar machen als durch nüchterne.
Viertens kann der Herstellungsprozess von Artefakten, Gedichten, Liedern oder Theaterstücken zur Selbsterfahrung und Reflektion der Mitarbeitenden beitragen.
Basierend auf diesen Bedürfnissen möchten die Verantwortlichen im Forschungsprojekt prüfen , ob und inwiefern es erfolgsversprechend sein könnte, ein bestehendes Geschäftsmodell um ein solches kombiniertes (Kunst und Kultur-) Produktions- und Dienstleistungsangebot zu erweitern. Die Idee einer Kulturaneignungsplattform ist sowohl bei Unternehmern als auch bei Künstlern und Kulturwissenschaftlern auf ein positives Echo gestossen. Dieses Angebot soll Unternehmen dabei unterstützen, gemeinsam mit Kulturschaffenden Veranstaltungsformate zu entwickeln, um ihre Kultur, ihre Werte sowie Angebote und Services bei Veranstaltungen authentisch und mit nachhaltiger Wirkung kunstbasiert zu präsentieren. Ein solches Angebot fehlt bisher auf dem Markt.
Im Forschungsprojekt soll ein Konzept zur Gestaltung und Umsetzung einer solchen Plattform erarbeitet werden, indem neben gestalterischen, technischen und didaktischen Elementen auch die erforderliche Verknüpfung von Vermittlungs-, Beratungs- und Herstellungsleistungen sowie die dafür notwendigen Kooperationen und Prozesse der Arbeitsorganisation ausgearbeitet werden. Ferner soll die Umsetzbarkeit prototypisch getestet und die wirtschaftliche Machbarkeit im Sinne einer Kompatibilität von Kosten und vorhandenem Budget, überprüft werden.
Förderinstrument(e)
KTI Innovationscheck
Forschungsfeld
Zukunft des Arbeitens
Departemente
Wirtschaft (W)
Soziale Arbeit (SA)
Design & Kunst (D&K)
Team
Reto Stäheli (SA)
Stephan Wittmer (D&K)
Patricia Wolf (W)
Gabi Hangartner (SA)
Volumen
7‘500.–
Dauer
01.12.2015 – 01.12.2016