Wege des Dazwischen, der Raum zwischen Öffentlichkeit und Privatheit interessiert uns auf drei Ebenen. Erstens aus programmatischer Sicht: Wir wollen uns einer Raumgestalt widmen, die den Übergang respektive den Grad an Öffentlichkeit und Privatsphäre bewusst und sorgfältig ausformuliert. Zweitens als These für eine integrative Arbeitsmethode: Wir wollen die Dinge die wir entwerfen, sowohl in grosser Flughöhe wie auch von ganz nah betrachten. Wir wollen den Bedeutungen und Assoziationen denselben Wert beimessen wie der ganz konkreten Machart und der Materialität der Räume. Drittens konfrontiert uns die Dichotomie aus Öffentlichkeit und Privatsphäre mit einer ganz grundlegenden gegenwärtigen Frage: Wir wollen beides jederzeit und am gleichen Ort; es gibt kein eindeutiges Richtig und Falsch; jede Entwurfsentscheidung zu Gunsten einer Qualität, hat teils konträre und unerwünschte Nebenfolgen. Ein Wechselspiel an Bedürfnissen und Prioritäten, das Möglichkeiten eröffnet und stetes Aushandeln erfordert.
Beginnend beim Trottoir, dem Strassenrand bis zur Wohnungstür entwerfen wir den Raum dazwischen in einem fiktiven Wohnhaus. Wir nehmen unsere eigenen Vorstellungen und Sehnsüchte bezüglich des Wohnens zum Anlass, über das trennende oder verbindende Potenzial von Bauteile nachzudenken. Es geht darum, über die reine Zweckerfüllung hinaus, eine persönliche Vorstellung von Gemeinschaftlichkeit zu formulieren und durch das Hinterfragen und Umgehen von Konventionen, dem Raum eine bewusste und präzise Gestalt zu geben. Wo beginnt und wo endet das Öffentliche und das Private? Wie lässt sich dies räumlich und atmosphärisch steuern? Wie stehen die entsprechenden Räume in Beziehung zueinander? Lassen sich die Nutzungen zeitlich in ein und demselben Raum trennen oder überlagern? In der ersten Phase des Kurzentwurfs werden wir persönliche Thesen zur gewünschten Wirkung sowie eine räumliche Konstellation formulieren. Danach, in der zweiten Modulhälfte, werden wir die entscheidenden Elemente weiterentwickeln und kritisch prüfen.