Grundlagen Transformation
Im Herbstsemester 2025 wurde im Bachelorstudiengang Digital Construction das Modul «Grundlagen Transformation» unter dem Semestertitel «Die neue Agora? KI, Öffentlichkeit und Teilhabe» durchgeführt. Dabei setzten sich die Studierenden mit der Frage auseinander, wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) Kommunikations- und Interaktionsprozesse verändern – sowohl gesellschaftlich als auch im Kontext des Bauwesens.
Das Modul ist Pflicht für Studierende im 1. Semester Digital Construction und kann von Studierenden anderer Disziplinen der Fachrichtung Bau als Erweiterungsmodul besucht werden. Damit bietet es einen gemeinsamen Lernraum, in dem unterschiedliche Perspektiven auf digitale Entwicklungen im Bauwesen zusammenkommen.
Thematik
KI-basierte Systeme beeinflussen zunehmend, wie Informationen entstehen, verteilt und genutzt werden. Daraus ergeben sich neue Chancen, aber auch Herausforderungen für Transparenz, Entscheidungsfindung, Zusammenarbeit und Teilhabe.
Der Begriff der Agora – als öffentlicher Versammlungs- und Marktplatz der griechischen Antike – diente dabei als Leitmotiv: Können digitale Technologien neue Orte des Austauschs und der Beteiligung schaffen? Diese Leitfrage wurde praxisnah vertieft, indem die Studierenden für ein Areal am Seetalplatz in Emmen ein Konferenzformat für eine Zukunftskonferenz entwickelten. Ziel war es, räumliche, soziale und funktionale Bedingungen so zu gestalten, dass der Seetalplatz als «neue Agora» erfahrbar wird – und sichtbar macht, wie KI-gestützte Anwendungen den Dialog zwischen Planenden, Ausführenden, Zuliefernden und Nutzenden im Bauwesen unterstützen oder verändern können.
Ein zentraler Bestandteil des Moduls waren vier Themennachmittage, die den Studierenden Einblicke in aktuelle Herausforderungen aus Praxis und Forschung ermöglichten. Das Format hat sich in den letzten Jahren als besonders wertvoll etabliert: Externe Expert:innen geben Impulse, Studierende diskutieren vorbereitet und auf Augenhöhe mit – ein direkter Austausch, der den Transfer zwischen Hochschule, Wirtschaft und Pionierfeldern stärkt.
Themennachmittag 1 – Digitalisierung: Rückblick und Ausblick
Der Auftakt beleuchtete historische Linien und Zukunftsperspektiven der Digitalisierung und verknüpfte sie mit den Leitfragen des Moduls. In Inputs zu Logik- und Wahrnehmungsmodellen, zu KI als Beteiligungswerkzeug in Architektur und Stadtplanung sowie zu den emotionalen und kulturellen Dimensionen von Transformation entstand eine differenzierte Diskussion. Besonders betont wurde: Erfolgreiche Transformation ist menschenzentriert – getragen von Werten, transparenter Kultur und Verantwortung.
Themennachmittag 2 – KI & Ethik
Der zweite Nachmittag widmete sich ethischen und gesellschaftlichen Grundlagen. Themen waren unter anderem Menschenrechte als Basis von Regulierung, die Vermenschlichung von KI (Eliza-Effekt), Verantwortungsfragen sowie Datenschutz und der Umgang mit sensiblen Daten. Die Diskussion zeigte eindrücklich, wie wichtig ein reflektierter, verantwortungsvoller Umgang mit KI in Technik und Gesellschaft ist – und dass Entscheidungsverantwortung auch künftig beim Menschen bleibt.
Themennachmittag 3 – Digital Workflow, Robotik & KI
Im Fokus standen digitale Produktionsprozesse und die wachsende Rolle von Robotik im Bauwesen. Anhand internationaler Projekte wurde deutlich, wie parametrische Planung und frühe Einbindung von Fertigung neue Möglichkeiten eröffnen. Beispiele aus 3D-Betondruck und Baurobotik zeigten das Potenzial automatisierter Verfahren – zugleich wurde kritisch diskutiert, wo Robotik tatsächlich sinnvoll ist und wie sie in der Transformation des Bestands eingesetzt werden kann. Ein starkes Signal: Handwerkliches Verständnis bleibt zentral, gerade als Grundlage für digitale Kompetenz.
Themennachmittag 4 – KI in der Architekturpraxis
Zum Abschluss gaben drei Vertreter:innen der renommierten Architekturbüros Herzog & de Meuron, Foster + Partners und BIG in kurzen Inputreferaten Einblick in ihren Umgang mit und ihren Weg zu AI in der Architektur. Die Inputs machten klar: KI wird in der Praxis bereits heute strategisch und verantwortungsvoll eingesetzt – nicht als Ersatz, sondern als Verstärker gestalterischer Fähigkeiten. In der Podiumsdiskussion interessierten sich die Studierenden besonders für die Auswirkungen auf Berufsrollen, Ausbildungswege und kreative Prozesse. Der Nachmittag zeigte eindrucksvoll, wie sehr Digital Construction an vorderster Front aktueller Entwicklungen steht.
Fazit
Das Modul «Grundlagen Transformation» verbindet gesellschaftliche Reflexion, technologische Kompetenz und konkrete räumlich-praktische Aufgabenstellungen. Die Studierenden lernen, KI nicht nur als Werkzeug zu verstehen, sondern ihre Auswirkungen kritisch zu analysieren und zukunftsgerichtet zu gestalten. Mit seinem interdisziplinären Ansatz und dem engen Austausch mit Expert:innen aus Praxis und Forschung unterstreicht der Studiengang Digital Construction seine Stärke, digitale Transformation im Bauwesen aktiv, verantwortungsvoll und kreativ mitzugestalten.
Modul: Grundlagen Transformation HS25 Lehrteam: Sonja Geier (MV), Peter Schwehr