FuSion
Im Projektmodul «Kontext» im Bachelor Intermediate entwarfen die Studierenden im Frühlingssemester 2022 Projekte im unteren Rhonetal. Entgegen dem touristischen Marketingbild des Wallis als Ort unberührter Landschaften, ist das untere Rhonetal eine hochgradig künstliche Kulturlandschaft, in die der Mensch seit Jahrhunderten eingegriffen und sie dadurch geformt hat.
Es ist schlicht unmöglich, sich der Kraft dieser Landschaft mit den leuchtenden Firnen der Hochalpen im Hintergrund zu entziehen. Dieser Lebensraum bildete die Grundlage für die Auseinandersetzung mit Städtebau, Landschaft und zukünftiger Entwicklung im Modul «Kontext».
Projekt von Carmen Isenschmid und Anja Leiser
«Unser Projekt befindet sich im Gewerbegebiet von Sion zwischen Autobahn und Bahnhof. Es ist sehr gut erschlossen. Trotz der Nähe zum Bahnhof dominiert das Auto. Es gibt sehr viel Verkehr durch das Quartier, was auch mit den Zulieferungen der Gewerbe zusammenhängt.
Die Flächen zwischen den einzelnen Gebäuden sind praktisch vollständig versiegelt und werden als Lager und Abstellplätze genutzt. Dadurch steht jedes Gebäude für sich und es fehlen die Verbindungen zueinander. Diese abweisende Haltung haben wir auch bei der Besichtigung erlebt, da waren wir sichtlich unerwünscht und wurden weggeschickt.
Wir sehen das Potential die einzelnen Baukörper miteinander zu verbinden. Nicht nur baulich, sondern auch im Nutzungsprogramm.
Aktuell sind alles Gewerbebauten. Diese vorhandenen Gewerbe sollen auch in Zukunft weiterbestehen. Ergänzt mit weiteren Nutzungen wie Wohnen, Ateliers, Dienstleistungen und Gemeinschaftsflächen soll eine Durchmischung entstehen. Durch die neue Dichte gibt es immer wieder Überlagerungen und eine Vielseitigkeit. Die neuen Volumen nehmen den Bestand auf und verbinden diesen architektonisch. Durch die darüberliegenden Volumen entsteht eine definierte Hofsituation.
Die Erschliessung für das Gewerbe legen wir nach aussen. Es ist ein wichtiger Bestandteil damit die Gewerbe auch in Zukunft funktionieren. Gleichzeitig schaffen wir damit freie Flächen im Innenbereich. Die neuen Wohnungen werden über den Hof erschlossen, diese riesige Aussenfläche kann jetzt vielseitig genutzt und entsiegelt werden. Es gibt Aussenplätze für die Quartierbeiz, Garten und Schattenplätze unter den Obstbäumen. Weitere Gemeinschaftsflächen befinden sich auf den Dachterrassen. Das Erdgeschoss wird teilweise auch mit neuen Nutzungen ergänzt. Diese Nutzungen sollen eine gewisse Durchlässigkeit vom Hof schaffen. Durch die neue Nutzungsdichte werden die Erdgeschossflächen aktiv belebt und werden so zu Verbindungsorten.
Die Erschliessung erfolgt über einen Laubengang. Der Grundriss wird mit einem Stützenraster und sichtbaren Trägern gegliedert. Die Raumhöhen sind überhöht, damit ein Industriecharakter erzielt werden kann. Im Obergeschoss sind die Wohnungen dichter und zeichnen sich durch deren Flexibilität und Veränderbarkeit aus. So kann beispielsweise ein Generationenzimmer genutzt werden oder es gibt Schaltzimmer zwischen zwei Wohneinheiten. Die Grundriss Bespielung mit offenen und geschlossenen Räumen kann sehr individuell sein. Im Dachgeschoss sind nebst dem Gemeinschafs- und Waschraum Atelierwohnungen vorgesehen. Diese verfügen alle über eine Galerie welche als privater Rückzugsort genutzt werden kann. Auch da ist man flexibel, ob man zwischen Stützen mit einer fixen Wand oder lieber mit einem Vorhang abschliesst.
Beim Ausdruck ist uns die Wiederaufnahme und Neuinterpretation des Gewerbecharakters wichtig. Die neuen Baukörper sollen sich vom Bestand ableiten, sich an den Bestand schmiegen und doch von ihm differenzieren. Das Raster, die regelmässige Fenstereinteilung zeichnet sich auch in den Fassaden ab. So können immer wieder serienmässig dieselben Elemente verwendet werden. Und doch gibt es immer wieder Ausnahmen wie zum Beispiel der Anbau mit dem Gemeinschafstraum welcher sich im Volumen und der Metallfarbe differenziert. Zusammen mit dem Bestand entsteht ein lebendiges Fassadenbild, welches unsere Intervention nach dem Motto FuSION widerspiegelt.»