Data Science ist nichts für …
... Techies ohne Fingerspitzengefühl.
Obwohl ich eigentlich nie mehr die Schulbank drücken wollte, packte mich vor knapp zwei Jahren der Wissensdurst aufs Neue: Mit einem Bachelor in Business Administration in der Tasche und einem perspektivenreichen Job bei der SBB suchte ich eine weitere Herausforderung. Es reizte mich, meinen Horizont zu erweitern, Neues zu lernen, meinen Skills-Rucksack weiter zu füllen.
Bei der Recherche nach dem richtigen Studiengang wurde mir bewusst: Ich wollte mich nicht in einer bestimmten Branche spezialisieren und meine Möglichkeiten damit einschränken. Ich wollte mir Wissen aneignen, das mich für die Herausforderung der Zukunft rüstet und mir viele neue Türen öffnet. So kam ich auf den Master of Science in Applied Information and Data Science. Das multidisziplinäre Masterstudium ermöglicht mir, in Fach- oder Führungsfunktionen mit meinem technischen und analytischen Fachwissen in der digitalen Wirtschaft mitzumischen. Als anwendungsorientierter Data Scientist sind meine beruflichen Perspektiven sehr vielfältig, sowohl was den Arbeitgeber betrifft wie auch das Fachgebiet oder den Arbeitsort. Data Science kommt sowohl in KMU wie auch in Grossunternehmen, öffentlichen Institutionen oder NGOs zum Einsatz, und das überall auf der Welt.
Zugegeben, die ersten beiden Semester waren kein Zuckerschlecken. Vieles war völlig neu für mich, das umfangreiche Studienprogramm forderte mich zweitweise sehr. Zum Glück griffen auch hier die Qualitäten der Hochschule Luzern: Der rege Austausch mit meinen Dozierenden wie auch mit meinen Mitstudierenden halfen mir, Herausforderungen zu meistern. Zwar fielen einige Wochenenden dem Lernen zum Opfer, aber ich realisierte, dass Vieles lernbar ist. Und wenn ein eigens programmierter Code plötzlich funktioniert, sogar real zum Einsatz kommt: dieses Erfolgsgefühl ist unbeschreiblich und eine Riesenmotivation.
Ich sehe mich selber nicht als «Techie». Ich fühle mich einfach im Zahlen- und Statistikbereich wohl. Ich verfüge über analytisches Denken und finde alles spannend, was man datenbasiert belegen und beweisen kann. Was mich immer wieder inspiriert, ist das breite Spektrum meiner Mitstudierenden: Natürlich kommen einige aus der Informatik, aber auch aus der Psychologie, andere bringen Hintergründe aus Design & Kunst mit. Für die Gruppenarbeiten ist das einerseits eine Challenge, andererseits ein grosser Gewinn. So kann jeder seine Stärken am richtigen Ort einsetzen. Data Science ist viel mehr als nur analytisches Denken oder Technikverständnis. Es braucht Kreativität, gute Ideen und ein Gespür für den Umgang mit Menschen. Diese Momente, wenn genau meine Fähigkeiten die Gruppe an einem bestimmten Punkt weiterbringen, stärken mich immer wieder.
Besonders gemerkt habe ich das am Open Hack Day in Luzern. Reale Unternehmen aus der Schweizer Tourismusbranche stellten ihre Daten mit einer klaren Zielvorgabe zur Verfügung: Luzern soll als Tourismusdestination transparenter, sozialer und nachhaltiger werden. So haben wir zum Beispiel anhand der Nutzungsdaten von WLAN-Hotspots Lösungen entwickelt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Teams, jeder mit seinem individuellen Skill-Set, das war eine grossartige Erfahrung.
Noch faszinierender finde ich die aktuelle Initiative rund um das #CodeVsCovid19-Netzwerk: Gemeinsam mit Forschenden und IT-Profis aus aller Welt erhielten wir vom Master IDS die Gelegenheit, unser Knowhow für Lösungen zu Covid19 einzusetzen. Damit können wir gemeinsam reale Schwierigkeiten aus der Krise zu bekämpfen. Die Initiative der ETH und von Hack Zürich stand unter dem Patronat des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) und fast unser ganzer Studiengang, um die 180 Personen, waren vertreten. Damit die HSLU-Studierenden mitmachen konnten, wurden sogar Prüfungen verschoben.
Ich kann mir gut vorstellen, nach meinem Masterabschluss als digitale Nomadin überall auf der Welt mein Wissen systemrelevant einzusetzen. Ganz besonders interessiert mich der Gesundheitsbereich. Hier sehe ich grosses Potential, mit der richtigen Datennutzung einen greifbaren Nutzen für die Gesellschaft zu generieren. Genau dort sehe ich meine Zukunft: Ich möchte ganzheitlich arbeiten, mit einem guten Team, selbständig und mit Verantwortung etwas bewirken.
Carmela Wey
Junior Digital Transformation Consultant bei der SBB
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