„Zwar tut der Apparat, was der Fotograf will, aber der Fotograf kann nur wollen, was der Apparat kann“ – Vilém Flusser
„Zwar tut der Apparat, was der Fotograf will, aber der Fotograf kann nur wollen, was der Apparat kann“ schrieb Vilém Flusser in den 80er-Jahren über analoge Fotoapparate*. Diese Erkenntnis bewahrheitet sich im Zeitalter digitaler Produktion, Distribution und Präsentation von „Fotografie“ mehr und mehr. Die von vorprogrammierter Software gesteuerten Kameras erzeugen Bilder, die über gefilterte, zensierende Kanäle distributiert und in Form einer auf Oberflächlichkeit und Kurzweiligkeit angelegten Präsentation konsumiert werden.
Wie werden wir uns dieser Manipulation von Bildern (und deren Narration) bewusst? Wie kann dieser digitale Determinismus künstlerisch unterlaufen werden? Wie kann man das Programm „umschreiben“, ohne selbst zum Programmierer zu werden?
Im Mittelpunkt des Workshops steht ein Blick in die „Black Box“ der bilderzeugenden Apparate und Systeme. Nachdem diese einer „Autopsie“ unterworfen und somit analysiert werden, steht einer künstlerischen Neuinterpretation nichts mehr im Wege. Unter anderem werden Arbeiten der KünstlerInnengruppe „darktaxa-project“ als exemplarisch für diese künstlerische Methode vorgestellt.
Die Studierenden entwickeln über 3 Wochen ein solches „Détournement“ in Form einer anderen Nutzung von Apps, Social Media, Software, virtuellen Globen, 3D, Fotogrammetrie, Algorithmen, Interfaces, Midis, Hacking, Interdisziplinarität und analog-digitaler Transformationen, urbane und virtuelle Intervention. Hierbei liegt der Fokus ausschließlich auf dem „Bild“, nicht im üblichen Sinne als Narrativ, sondern in der Tradition einer generativen Fotografie.
Ziel des Workshops ist die Ausarbeitung einer künstlerischen Arbeit oder einer möglichen Strategie im Bezug auf die eigene Arbeit. Bei der lokale Werkstätten unterstützend genutzt werden können. Ein besonderer Fokus liegt auf 3D-Modelling / Fotografie.
* Vilém Flusser, „Ins Universum der technischen Bilder“, European Photography, 1985.
Kurzbio Achim Mohné
Achim Mohné arbeitet mit zeitbasierten Medien, Installation, Performance, 3D, öffentlicher Intervention, Computer, Internet und Sound, die er an der Schnittstelle von Apparat, Interface, Software, Handlung und Intermedialität untersucht. Die sogenannten Neuen Medien werden in seinen Arbeiten auf eine „Poesie des Apparativen“ reduziert. In seinen fotobasierten Arbeiten beschäftigt er sich im Kontext eines gesellschaftskritischen Diskurses mit der Funktion von Bildern innerhalb ihrer digitalen Immaterialität und virtuellen Körperlichkeit, die als Bindeglied sozialer, interdisziplinärer und intermedialer Handlungen verstanden werden können. Nach dem Studium der Fotografie an der Folkwang Universität der Künste, Essen diplomierte Mohné 1997 postgradual bei Jürgen Klauke und Valie Export an der KHM Kunsthochschule für Medien Köln. Lehraufträge und Gastprofessuren erhielt er u.a. an der Kunstakademie Münster, Folkwang Universität der Künste Essen, Indiana University, Bloomington, und lehrte von 2013-2020 Fotografie und Neue Medien, sowie «3D-Modeling/3D-Printing» an der Professur Karin Sander ETH Zürich.