Sozialen Innovationen haben in jüngster Vergangenheit an Bedeutung gewonnen. Zahlreiche Studien auf nationaler und internationaler Ebene zu Projekten im Bereich der sozialen Innovationen zeigen deutlich, dass unsere gesellschaftlichen Veränderungen zu neuen Fragestellungen führen, denen wir mit Antworten begegnen müssen. Das passiert nicht über Nacht. Vielmehr ist es Aufgabe der Schulen und Hochschulen Menschen dabei zu unterstützen, wie sie eine lebenswerte Zukunft für unsere Gesellschaft erschaffen können, ohne dabei Wirtschaftlichkeit und den technologischen Fortschritt aus den Augen zu verlieren. Das interdisziplinäre Modul der Hochschule Luzern – das SocialLab – ist ein Beispiel dafür, wie junge Menschen aus unterschiedlichen Wissensdisziplinen gesellschaftliche Probleme in Unternehmungen und Non-Profit Organisationen (NPO) lösen.
Am Anfang dieser innovativen Lösungen steht das Umdenken, ein Perspektivenwechsel. Das SocialLab der Hochschule Luzern bietet dazu die Plattform. Innerhalb eines Semesters erfahren Studierende der Hochschule Luzern Soziale Arbeit, Technik & Architektur, Design & Kunst und Wirtschaft wie sie eine soziale Innovation auf den Weg bringen. Im Zentrum steht der Lernprozess – das Potential der interdisziplinäre Zusammenarbeit – die Stärken der unterschiedlichen Wissensdisziplinen werden für die Lösungsentwicklung genutzt. Hinzu kommt, dass soziale Innovation auf den Verständnis von komplexen Problemen aufbauen. Das Zusammenwirken vieler verschiedener Stakeholder und die Verflechtung unterschiedlicher Interaktionen sind in der Lösung zu berücksichtigen. Das Vertrauen in die eigene Kreativität und in den iterativen Prozess zur Entwicklung der Lösung ist dabei das A und O. Die Methoden des Design Thinkings spielen dabei eine wichtige Rolle. Mit ihrer Hilfe werden die Stakeholder aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden und ihr spezifisches Wissen zu dem Thema aktiviert. Selbst gebaute, einfach Prototypen der Studierenden dienen dazu, die Idee lösungsorientiert mit den Betroffenen zu diskutieren und so zu verbessern, dass die Innovation die Kriterien sozial verantwortlich, wirtschaftlich und technisch machbar erfüllt. Die Studierenden durchlaufen dabei einen eigenen Entwicklungsprozess, der ihnen hilft, zu erkennen, dass Vertrauen, Spass, Austausch, Mut und eine kreative Umgebung wichtig sind, um zu neuen Ideen zu gelangen.
Seit 2013 hat das SocialLab auf diese Weise bereits zehn Projekte für Praxispartner in der Schweiz durchgeführt. Im Herbst 2015 wurden insgesamt 23 Studierende in vier Teams damit beauftragt soziale Innovationen für vier Organisationen – Swisscom, Caritas Markt, Unternehmen Verantwortung und Zeitgut Luzern – zu entwickeln. Alle Projekte zeichneten sich dadurch aus, dass es in ihrem Kern darum geht, Menschen zu nachhaltigem Verhalten zu bewegen. Wie das Beispiel von Zeitgut Luzern (www.zeitgut.org) zeigt, bedingt eine Verhaltensanpassung eine Änderung im Aufmerksamkeitsfokus. Die NPO Zeitgut in Luzern hat sich zum Ziel gesetzt, die Nachbarschaftshilfe in den Quartieren zu fördern, so dass hilfsbedürftige Menschen länger unabhängig und selbstständig in ihren Wohnungen leben können. Es geht nicht um die Pflege der Menschen, sondern vielmehr darum, die einfachen Dinge des Lebens bewältigen zu können; sei es die Bepflanzung eines Balkons, Einkaufen oder den Hund spazieren zu führen. Den Nachbarn zu bitten, und seine Zeit in Anspruch zu nehmen, ist für viele jedoch keine Lösung. Zeitgut Luzern bietet hier Unterstützung an. Sie suchen nach geeigneten «Helfern» aus dem Quartier. Zeitgut führt über alle geleisteten Tätigkeiten Buch. Die Zeit für andere kann zu einem späteren Zeitpunkt von dem Helfenden eingelöst werden. Der Erfolg des Konzeptes hängt massgeblich von dem Angebot an Helfenden ab. Zeit stellt jedoch die knappste aller Ressourcen von heute dar. Mit Hilfe des SocialLabs wurden Quartierveranstaltungen ins Leben gerufen, die den Austausch zwischen neuen und bereits aktiven Helfern fördert. Die Veranstaltungen dienen zudem der Wertschätzung der Leistungen von Menschen und dem Gefühl der Zusammengehörigkeit. Zudem wurde ein kurzer Film zu einer Persona produziert, welcher hier abrufbar ist.
Die drei anderen Teams erarbeiteten ebenfalls neue Lösungen für ihre Auftraggeber. Für die Swisscom wurden zwei neue, interaktive Spiele für ihren Stand in der Umweltarena Spreitenbach zur Stärkung des Umweltbewusstseins in der Schweizer Bevölkerung entwickelt. Für den Verein Verantwortung wurde unter anderem eine neue Webseite entwickelt, die das Motto «Change your clothes will change your mind» trägt. Ziel ist es mehr Aufmerksamkeit in der Schweizer Bevölkerung zum Thema soziale Verantwortung zu generieren. Der Caritas-Markt in Rothenburg soll durch eine Selfmade-Tauschbörse und einem Hans Erni-Teelicht Geschenk bekannter gemacht werden. Heute wird der Caritas-Markt häufig mit einer Brocki-Stube verwechselt. Die neuen Ideen der SocialLabbies sollen helfen, das Image zu verändern und neue Partner für den Caritas-Markt zu akquirieren. Der Caritas-Markt bietet preisgünstige Lebensmittel und andere Konsumgüter für einkommensschwache Gruppen in der Bevölkerung an.
Die Wirkung des SocialLabs geht über die Modularbeit hinaus. Die Hochschule Luzern Soziale Arbeit, setzt die Studierenden des SocialLabs als Junior Coaches für soziale Innovationen in Projekten mit sozialen Einrichtungen ein. Mit ihren im SocialLab erworbenen Fähigkeiten sind sie in der Lage, Teams die Vorgehensweise von Design Thinking im Rahmen von sozialen Innovationen zu vermitteln. So unterstützten bereits drei Studierende des SocialLabs einen organisatorischen Veränderungsprozess einer sozialen Institution in Baden. Der Prozess bedingte die Abkehr von bestehenden Strukturen. Die Studierenden verhalfen zu neuen Sichtweisen und dazu den Mut in der Organisation aufzubringen, neue Lösungen auszutesten. Erst durch das Handeln wird das Loslösen von «bewährten» Denkmustern möglich und die Innovation Realität.
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