Ein Wald, fünf Fragen und fünfzehn wandelnde Bettlaken: Die CreaLabbies trafen sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder vor Ort. Wie wir durch fokussiertes Beobachten des Waldbodens auf gesellschaftliche Themen zu sprechen kommen und wie Passanten darauf reagieren.
Das Netzwerktreffen am Mittwoch bot wahrscheinlich so manchem der neuen Gesichter einen Kulturschock. Waldboden statt Bürostuhl, frische Luft statt Deckenventilator, ein aus Papier geformter Fokustrichter statt Bildschirm. Julie Harboe und Urs Gaudenz entführten uns in die Welt der Performativen Metaphysik. Mit dem Handwerk der frühneuzeitlichen Alchemie versuchten wir die philosophische Reflexion auf das Wesen des Neuen zu öffnen. Und das mithilfe einer simplen Methode: Dem Erforschen von Stoffen, die uns der Wald hergibt. Dieses vormoderne Denken bot sich an, die Frage nach dem Wesen des Neuen nicht vorschnell mit der Frage nach dem Wesen des technologischen Fortschritts kurzzuschliessen. So stellten wir uns die Frage: «Sollten wir statt Millionen in das Unbekannte investieren, bekanntes vertiefen und sozialisieren?».
Mit einem Bettlaken, einem Fokustrichter und einem Sammelbehälter begaben wir uns ins Dickicht des Eichwäldis. Nun ging es darum, sich in aller Ruhe und Abgeschiedenheit dem Erforschen des Waldbodens zu widmen. Die Abgeschiedenheit im Eichwäldli war jedoch so eine Sache. Bei fünfzehn erwachsenen Menschen umhüllt mit Bettlaken warteten wir nicht lange auf die Reaktionen der Passanten. Aus der Ferne hörte eine von uns doch tatsächlich ein Kind zur Mutter aufgeregt sagend, es habe Geister gesehen.
Das Erforschen eines verlassenen Schneckenhauses oder Erdklumpen führte tatsächlich dazu, dass sich aus den anfänglich 5 Fragen unzählig viele weitere Fragen aufgetan haben. Kann man Unbekanntes von Bekanntem trennen? Ist nicht alles Bekannte auch gleichzeitig das Unbekannte?
Rückblickend bedanken wir uns bei Julie Harboe und Urs Gaudenz für den erfrischenden und spannenden Vormittag. Wir freuen uns, die CreaLabbies und neue Gesichter am nächsten Netzwerktreffen (2. September | 13.30-16.30) wieder begrüssen zu dürfen.
Autor: Marcel Niederberger