{"id":29754,"date":"2023-12-21T09:44:38","date_gmt":"2023-12-21T08:44:38","guid":{"rendered":"https:\/\/sites.hslu.ch\/architektur\/?p=29754"},"modified":"2025-01-31T18:51:12","modified_gmt":"2025-01-31T17:51:12","slug":"summerschool-tansania-2023","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/sites.hslu.ch\/architektur\/summerschool-tansania-2023\/","title":{"rendered":"Summerschool Tansania 2023"},"content":{"rendered":"\n
Die Design-Build Summer School in Tansania\/Arusha ist ein partnerschaftliches Projekt der Institute fu\u0308r Architektur, Geb\u00e4udetechnik & Energie, Bauingenieurwesen und Innenarchitektur. im Sommer bestand die Aufgabe darin, auf dem bestehenden Primarschulcampus ein neues Sanit\u00e4rgeb\u00e4ude inklusive Zuleitungen und Abwassersystemen zu planen und w\u00e4hrend zweier Wochen zu errichten. Das Projekt umfasst ein Geb\u00e4ude mit geschlechtergetrennten Toiletten fu\u0308r rund 400 Schulkinder.<\/p>\n\n\n\n
Der Bauplatz befindet sich im Norden Tansanias im Dorf Ngare Nanyuki, zwischen dem Kilimandscharo und dem Mount Meru. Vor Ort kamen Professoren und Studierende der HSLU sowie aus Dar es Salaam zusammen. Unterstu\u0308tzt wurden sie von Handwerkern vor Ort. <\/p>\n\n\n\n Der nahegelegene Wasserturm der Summer School 2022 stellt die Wasserversorgung fu\u0308r das Sanit\u00e4rgeb\u00e4ude sicher. \u00dcber eine Hauptzuleitung wird das Brauchwasser in das Geb\u00e4ude gefu\u0308hrt und sowohl zum Reinigen und Spu\u0308len als auch zum H\u00e4ndewaschen genutzt. Das anfallende Schmutzwasser wird in Schwarz- und Grauwasser unterteilt. Das Schwarzwasser von den Toiletten wird einem Doppelgrubensystem zugefu\u0308hrt, w\u00e4hrend das Grauwasser von den Handwaschbecken gefiltert wird und danach zur Bew\u00e4sserung von Obstb\u00e4umen weitergenutzt wird. Das erstellte System bereitet s\u00e4mtliche anfallenden Stoffe so weit auf, sodass sie weiterverwendet werden k\u00f6nnen. Ebenso bietet es einen hohen Hygienestandard und ist einfach zu unterhalten. Das neu erstellte Sanit\u00e4rgeb\u00e4ude baut auf einem Fundament auf, welches schon im Vorfeld vorbereitet wurde. Die Lage ist so gew\u00e4hlt, sodass sich das Geb\u00e4ude auf dem bestehenden Areal eingliedert, nahe des Wasserturms befindet und ausserdem die vorhandene Vegetation nicht beeintr\u00e4chtigt. Wichtig war dies vor allem fu\u0308r die Positionierung der vier Gruben, welche aufgrund der Versickerung nicht zu nahe an die bestehenden Felder und G\u00e4rten angrenzen sollen. Die Geb\u00e4udestruktur orientiert sich an der bereits vorhandenen Formensprache der Primarschule und transformiert diese so weit, sodass die neu geplanten Toilettenanlagen darin Platz finden. Den Anforderungen entsprechend sind diese nach den Geschlechtern separiert, sodass ein symmetrisch aufgebautes Geb\u00e4ude, mit zwei identischen Geb\u00e4udeteilen entsteht. Die Dachkonstruktion in Holzbauweise bedient sich ebenfalls lokal erh\u00e4ltlichen Holzbalkendimensionen (cm 5×5 \/ 5×10 \/ 5×15). Gearbeitet wurde mit einheimischem Weichholz, welches jedoch weder technisch noch natu\u0308rlich getrocknet wurde. Vorg\u00e4ngig im Modell getestet ist ein flach geneigtes Satteldach (7\u00b0) entstanden, welches beide Geb\u00e4udeteile miteinander verbindet und somit auch einen gedeckten Bereich dazwischen schafft. Die Dachkonstruktion hat vor allem an Komplexit\u00e4t gewonnen beim Versuch, die grossen Spannweiten zu u\u0308berbru\u0308cken. Ebenfalls 45\u00b0 zur Grundkonstruktion abgedreht, wird die Last u\u0308ber Einzellauflager abgeleitet. Die Prim\u00e4rstruktur besteht aus Fachwerk-\u00e4hnlichen Bindern, welche in Richtung des Dachfirsts mit Holzrahmentr\u00e4gern ausgesteift wurden. Es ist je ein abgeschlossener Raum mit sieben Toilettenkabinen fu\u0308r M\u00e4dchen und vier Toilettenkabinen und vier Urinale fu\u0308r die Jungen vorgesehen. Dazwischen befindet sich ein gedeckter und gemeinschaftlich genutzter Bereich mit Aufenthaltsqualit\u00e4t, welcher das Thema der Wasseraufbereitung nochmals inszeniert. Sowohl die M\u00e4dchen- als auch die Jungentoiletten haben jeweils einzelne Kabinen mit eimergespu\u0308lten Toiletten. Zudem steht jeweils auch eine grosszu\u0308gige Kabine bereit, welche behindertengerecht ist. Die Trennw\u00e4nde aus Wellblech sind kostengu\u0308nstig, aber auch einfach zu reinigen. Gleiches gilt fu\u0308r das Mauerwerk, welches mit einem wasserfesten Anstrich geschu\u0308tzt wird. Kulturell gesehen ist vor allem der Sichtschutz zu beru\u0308cksichtigen, weniger jedoch die akustische Trennung. Um den Wasserverbrauch gering zu halten, wurde lediglich die grosszu\u0308gige Eckkabine mit einer eigenen Wasserzuleitung ausgestattet. Die Waschbecken mit Seifenspendern in beiden Waschr\u00e4umen f\u00f6rdern ein bestm\u00f6gliches hygienisches Verhalten. Weiter unterstu\u0308tzt der ressourcenschonende Umgang mit dem Wasser die gelebten haush\u00e4lterischen Werte.<\/p>\n\n\n\n Text: Sven Leuenberger (Architekturstudent Hochschule Luzern)<\/p>\n\n\n Wassermanagement<\/h3>\n\n\n\n
Die Abwasserleitungen weisen ein Gef\u00e4lle von etwa 4% auf, um Verstopfungen vorzubeugen. Alle Leitungszusammenfu\u0308hrungen und Abzweiger wurden aus Gru\u0308nden der Zug\u00e4nglichkeit in Form von Kontrollsch\u00e4chten ausgefu\u0308hrt. Eine \u201eUrinschlange\u201c erm\u00f6glicht die Entnahme und Verwendung des Urins, von den vier Urinalen, bevor dieser dem Schwarzwasser zugefu\u0308hrt wird. Urin ist natu\u0308rlicherweise steril und dank seinem hohen N\u00e4hrstoffgehalt ein guter Flu\u0308ssigdu\u0308nger. Die Konstruktion mit der Urinzapfstelle erm\u00f6glicht es, die lokale Schliessung von Kreisl\u00e4ufen im eigenen Garten zu demonstrieren.
Fu\u0308r beide Schwarzwasserleitungen sind jeweils zwei mit Feldsteinen stabilisierte Gruben von je ca. 15m3 vorhanden. Diese dienen der Versickerung von Flu\u0308ssigstoffen und dem Sammeln von Feststoffen. Ist eine Grube voll, wird das Schmutzwasser an der Verzweigung in die zweite Grube umgeleitet.
W\u00e4hrend sich die zweite Grube fu\u0308llt (mind. zwei Jahre) entwickeln sich die Feststoffe in der ersten Grube zu Humus. Die Grubenabdeckungen k\u00f6nnen entfernt werden, sodass der Humus ausgeschaufelt werden kann. Das vererdete und hygienisierte Material kann als wertvoller Bodenverbesserer landwirtschaftlich verwertet werden.
Zur Aufbereitung des Grauwassers sickert dieses durch eine natu\u0308rliche Filteranlage mit Kies und Sand. Diese befindet sich jeweils im gemeinschaftlichen gedeckten Aussenbereich. Die beidseitigen Holzabdeckungen u\u0308ber den Filterbecken werten den Aufenthaltsbreich auf und bieten Sitzm\u00f6glichkeiten. Das gefilterte Grauwasser wird zu neu angepflanzten Bananenb\u00e4umen gefu\u0308hrt.<\/p>\n\n\n \n <\/a>\n <\/div>\n\n
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Fundament<\/h3>\n\n\n\n
Geplant wurden zwei Fundamente, welche in ihrer Form gespiegelt sind. Um den Materialverbrauch zu minimieren, wurden diese so weit reduziert, sodass die Kontur zugleich die Aussenkanten des Mauerwerks darstellen.
Weiter wurde das Fundament mit Steinen aufgefu\u0308llt, sodass noch mehr Beton eingespart werden konnte. Einlagen im Fundament wurden ebenfalls auf ein Minimum reduziert. Die Leitungen wurden allesamt ausserhalb, entlang des Geb\u00e4udes verlegt.<\/p>\n\n\n \n <\/a>\n <\/div>\n\n
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Wand<\/h3>\n\n\n\n
Die gew\u00e4hlte Ausfu\u0308hrung in Massivbauweise beru\u0308cksichtigt nicht nur lokal verfu\u0308gbare Ressourcen und Handwerkstechniken, sondern ist auch passend fu\u0308r die geplante Nutzung. Die Konstruktion ist sowohl dauerhaft als auch funktional, l\u00e4sst dennoch Spielraum fu\u0308r Experimente mit ein und demselben Baustein zu. Als Basis dient ein lokal hergestellter Zementstein (cm 45 x 23 x 15) welcher prim\u00e4r fu\u0308r das Mauerwerk genutzt wird, jedoch auch Anwendung im Innenausbau oder dem Abwassermanagement findet.
Die Grundkonstruktion besteht aus einem einschaligen L\u00e4uferverband u\u0308ber acht Schichten, welcher zugleich die H\u00f6he der sp\u00e4teren Innenw\u00e4nde ergibt. Die zwei Aussentu\u0308ren in jedem Geb\u00e4udeteil haben einen Unterbruch im Mauerwerk und somit eine frei stehende lineare Wand zur Folge. Der Ringbalken aus Stahlbeton bindet diese in das statische System ein und begu\u0308nstigt einen gleichm\u00e4ssigen Lastabtrag des Dachs. Von aussen als Ornament ersichtlich, welche die Horizontalit\u00e4t und Zusammengeh\u00f6rigkeit der zwei Geb\u00e4udeteile hervorheben, sind die abgedrehten Steine nicht nur als Verzierung gedacht. Die in 45\u00b0 abgedrehten Mauerwerkssteine in der zweiten und siebten Schicht haben pro Kabine jeweils eine offene Fuge, welche haupts\u00e4chlich der Durchlu\u0308ftung dient, jedoch auch etwas Licht hindurchl\u00e4sst. Als Basis dient ein regul\u00e4rer Zementstein, der dann halbiert wird. Mit der Schnittkante nach unten versetzt sind so auch die Halb-Steine von allen Seiten optisch gleich, auch entsteht kein Verschnitt.<\/p>\n\n\n \n <\/a>\n <\/div>\n\n
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Dach<\/h3>\n\n\n\n
Beim Betonieren des Ringbalkens wurden ebenfalls eigens hergestellte Stahlanker eingelegt. Mittels Gewindestangen wurden die vorfabrizierten Holzelemente so mit dem Geb\u00e4ude verbunden. Gleiches gilt fu\u0308r die Knotenpunkte, bei welchen die Binder und Tr\u00e4ger zusammenstossen. Alle u\u0308brigen Holzverbindungen wurden wie lokal u\u0308blich genagelt.
Die Konterlattung als letzte Schicht dient als Auflager fu\u0308r die Blecheindeckung. Diese ist weit verbreitet, einfach erh\u00e4ltlich und ausserdem sehr leicht und dauerhaft.
Der Abstand zwischen Mauerwerk und Dachunterseite bringt vor allem Licht und Luft ins Geb\u00e4ude. Des Weiteren ist das Firstblech den klimatischen Gegebenheiten entsprechend erh\u00f6ht, sodass eine bestm\u00f6gliche Ventilation gew\u00e4hrleistet ist. Nicht zuletzt scheint das Dach durch die weite Auskragung im Zusammenspiel mit den wenigen Punktauflagern u\u0308ber dem Geb\u00e4ude zu schweben.<\/p>\n\n\n \n <\/a>\n <\/div>\n\n
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Ausbau<\/h3>\n\n\n\n