{"id":29467,"date":"2023-12-22T13:34:41","date_gmt":"2023-12-22T12:34:41","guid":{"rendered":"https:\/\/sites.hslu.ch\/architektur\/?p=29467"},"modified":"2024-01-16T10:18:15","modified_gmt":"2024-01-16T09:18:15","slug":"auszeichnung-feb","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/sites.hslu.ch\/architektur\/auszeichnung-feb\/","title":{"rendered":"Auszeichnung FEB"},"content":{"rendered":"\n
Die Fachgruppe f\u00fcr die Erhaltung von Bauwerken (FEB) des SIA schreibt allj\u00e4hrlich die FEB Auszeichnung aus. 2023 vergab die Jury drei Preise und drei Anerkennungen mit einem Gesamtpreisgeld von Fr. 4500.- Unsere Studierenden Bianca Bahini und Alex Hammer gewannen einen Preis und eine Anerkennung. <\/p>\n\n\n\n
Zur Projekteinsendung eingeladen sind jeweils alle Studentinnen und Studenten der Fachbereiche Architektur, Bauingenieurwesen und Geb\u00e4udetechnik s\u00e4mtlicher Schweizer und Lichtensteiner Hochschulen. Die Auszeichnung w\u00fcrdigt Arbeiten, die das Thema \u00abUmgang mit bestehenden Bauwerken und deren Erhaltung\u00bb vorbildlich behandeln und fundierte L\u00f6sungsvorschl\u00e4ge entwickeln.<\/p>\n\n\n\n
2023 wurden 80 Architektur-Projekte eingereicht und sechs Projekte ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 28. Juni in Koblenz statt und die Preistr\u00e4ger:innen wurden kostenlos Mitglieder der Fachgruppe. Zur Auszeichnung geh\u00f6rt auch eine Publikation im Tec21-Magazin im Januar 2024. Diese kann hier bestellt werden. <\/a><\/p>\n\n\n Die Preistr\u00e4ger:innen<\/p>\n <\/div>\n\n Die Jury<\/p>\n <\/div>\n\n Die Preistr\u00e4ger:innen<\/p>\n <\/div>\n\n \u00abForum Calomil\u00bb<\/strong> F\u00fcr die neue Nutzung des Milchs\u00fcdi-Geb\u00e4udes wird die l\u00e4ndliche Tradition aus Landwirtschaft und Weinkultur aufgegriffen und innovativ in die Konzeption eines gedeckten Marktplatzes innerhalb vom Geb\u00e4ude \u00fcberf\u00fchrt. \u00dcber einen Rundgang wird der Besucher vom Licht- und Schattenspiel der Lichth\u00f6fe und Deckendurchbr\u00fcche von Etage zu Etage geleitet und um die zentrale Halle gef\u00fchrt. Man blickt nie direkt nach Aussen durch die zur\u00fcckversetzten Bandfenster, was dem Geb\u00e4ude etwas Introvertiertes verleiht. Die Einbauten erfolgen sehr bewusst, konstruktiv und bauphysikalisch \u00fcberlegt im \u00abHaus-im-Haus-Prinzip\u00bb und im Wechselspiel von unbeheizten und beheizten R\u00e4umen oder sind so gesetzt, dass sie die Geb\u00e4udestruktur nur fein zu umweben scheinen. Alle Eingriffe erfolgen sehr dezent und sind von aussen nur wenig ablesbar. Mit einer Materialisierung in Holz sind diese zwar in den Sichtbetonfassaden kenntlich gemacht, bauen jedoch keinen Kontrast auf und nehmen sich in ihrer Wirkung sehr zur\u00fcck. Einzig in der eingeschossigen, hinter den markanten Raumabschluss der schr\u00e4g auskragenden Betonskelettkonstruktion zur\u00fccktretenden Aufstockung auf dem Dach, der gr\u00f6ssten Intervention des Entwurfes, wird die bestehende Struktur neu interpretiert. Auch hier wird das einfallende Licht nicht direkt, sondern \u00fcber eine transluzente Fassade in die Innenr\u00e4ume gef\u00fchrt.<\/p>\n\n\n Das grosse Potenzial dieses aussergew\u00f6hnlichen Industriebaus wurde von Bianca Badihi erkannt und genutzt. Das Projekt steht f\u00fcr eine Haltung, die beispielhaft sein k\u00f6nnte f\u00fcr den generellen Umgang mit Bauten der Epoche des Brutalismus. Es ist schon vieles da, die vorgeschlagenen Eingriffe sind eher untergeordnet, unaufgeregt, verh\u00e4ltnism\u00e4ssig. So wenig wie m\u00f6glich, so viel wie n\u00f6tig. Hochdorf im Wandel \u00dcbersicht<\/p>\n <\/div>\n\n Nutzungs\u00fcbersicht<\/p>\n <\/div>\n\n Umgebungsplan<\/p>\n <\/div>\n\n Axonometrie Schnitt<\/p>\n <\/div>\n\n Axonometrie Dorfplatz<\/p>\n <\/div>\n\n Den neuen Ankunftsort der s\u00fcdseitigen Geleiseseite bildet ein auf das Unterf\u00fchrungsniveau abgesenkter Platz. Ein zu Bestandesbauten neu erg\u00e4nzter Kopfbau st\u00e4rkt die neue Platzbildung und bezieht daraus st\u00e4dtebauliche Legitimation.Projekt von Bianca Bahini<\/h3>\n\n\n\n
Aus dem Jurybericht:
Die Arbeit widmet sich der Umnutzung eines markanten f\u00fcnfgeschossigen Fabrik- und Lagergeb\u00e4udes aus vorfabrizierten Elementen, das zu den bedeutendsten Vertretern des Brutalismus im Industriebau der Schweiz z\u00e4hlt: dem 1963 errichteten imposanten Milchs\u00fcdi-Geb\u00e4ude \u00abCalomil\u00bb in Hochdorf LU von Bert Allemann. Die Herausforderungen im Umgang mit diesem kulturellen Erbe scheinen f\u00fcr die Projektverfasserin Bianca Badihi eine Einladung gewesen zu sein, die Qualit\u00e4ten dieses Geb\u00e4udes \u00fcber die ganze Breite der architektonischen M\u00f6glichkeiten herauszuarbeiten \u2013 vom Programm bis zum gestalterisch konsequenten Detail. Auch wenn das Objekt formell keinen Schutzstatus geniesst, so erweckt die Arbeit den Anschein, als ob im Umgang mit dem Geb\u00e4ude von Anfang an neben architektonischen Gestaltungsans\u00e4tzen konsequent nach Erhaltungsstrategien gesucht wurde, mit denen die St\u00e4rken des Geb\u00e4udes herausgestellt werden k\u00f6nnen. Diese erkennt die Projektverfasserin in erster Linie in der schweren und kraftvollen Tragstruktur der fein differenzierten Betonkonstruktion, die das \u00e4ussere Erscheinungsbild des Geb\u00e4udes pr\u00e4gt und aus der durch die Umnutzung im Inneren eine hohe atmosph\u00e4rische Qualit\u00e4t gezogen wird. Im schweren \u00abGer\u00fcst\u00bb des Geb\u00e4udes entfaltet sich ein neuer Massstab. Die vorhandene Kraft des Geb\u00e4udes bleibt \u00fcberall sp\u00fcrbar.<\/p>\n\n\n
Eine grosse Zur\u00fcckhaltung zeichnet diese Arbeit aus, aber auch eine enorme Raffinesse im Bespielen der R\u00e4ume mit neuen Ausstattungen. So wird das Calomil-Geb\u00e4ude zum Leuchtturm-Projekt innerhalb des Areals und bringt eine starke und kongruente Entwurfshaltung der Projektverfasserin zum Ausdruck, die einen Preis verdient hat.\u00bb<\/p>\n\n\n\nProjekt von Alex Hammer<\/h3>\n\n\n\n
Transformation Milchs\u00fcdi Areal – St\u00e4dtebauliche Entwicklung Siedereistrasse<\/strong>
Aus dem Jurybericht:
\u00abDas sich \u00f6ffnende Milchs\u00fcdi Areal wird als Stadtteil entwickelt, in Erg\u00e4nzung und als Gegen\u00fcber zur bestehenden Stadt. Zeichenhafte Br\u00fcckenschl\u00e4ge verbinden st\u00e4dtebaulich und r\u00e4umlich die Geleiseseiten, die Historie wird mit identit\u00e4tsstiftenden Bildern weiterentwickelt. Der industriell gepr\u00e4gte Standort wird aus seiner Isolation gel\u00f6st und \u00fcber Br\u00fccken aus wiederverwendeten Fachwerktr\u00e4gern \u00fcber die Geleise und mit einem neu angelegten st\u00e4dtebaulichen Platz, den man direkt aus der Geleiseunterf\u00fchrung betritt, auf mehreren Geschoss-Ebenen wie Bedeutungs-Ebenen verkn\u00fcpft. Das industrielle Erscheinungsbild wird akzeptiert, was zu einem Bauen mit Bildern durch Wiederverwendung von pr\u00e4genden Bauteilen f\u00fchrt – nicht prim\u00e4r im Sinne eines \u00f6kologischen Anliegens, sondern als Erhalt der Authentizit\u00e4t der Geb\u00e4ude als ortsbauliche Absicht.<\/p>\n\n\n
Indem Bauteile in Form von Gesten weiterverwendet werden, wird diese Arbeit \u00fcber das Funktionale hinausgef\u00fchrt: Fachwerktr\u00e4ger des abgebrochenen Parkdecks werden, nebst den erw\u00e4hnten Passerellen, auch als Dachtr\u00e4ger in der Aufstockung wiederverwendet was wegen ihrer enormen Dimensionen etwas forciert wirkt. Industriefenster werden in Wandfl\u00e4chen verwendet, welche unabh\u00e4ngig von den Geschossh\u00f6hen sind, um mit variablen Gr\u00f6ssen der hier wiederverwendeten Fenster freier umgehen zu k\u00f6nnen. Ehemalige Gitterz\u00e4une des Areals werden als Gel\u00e4nderf\u00fcllungen wiederverwendet und Metalltreppen des Bestandes werden in der neuen Balkonstruktur belassen oder aus dem Fundus hierher verbaut zur mehrgeschossigen, vielf\u00e4ltig begehbaren und damit gemeinschaftsbildenden Erschliessungsschicht. Diese wird st\u00e4dtebaulich die enge Fabrikstrasse beleben und aufwerten.<\/p>\n\n\n