{"id":24218,"date":"2023-07-14T12:24:55","date_gmt":"2023-07-14T10:24:55","guid":{"rendered":"https:\/\/sites.hslu.ch\/architektur\/?p=24218"},"modified":"2023-07-17T09:35:26","modified_gmt":"2023-07-17T07:35:26","slug":"materialitaet-fs23","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/sites.hslu.ch\/architektur\/materialitaet-fs23\/","title":{"rendered":"Materialit\u00e4t FS23"},"content":{"rendered":"\n
Das Modul \u00abMaterialit\u00e4t\u00bb besch\u00e4ftigt sich mit dem gestalterischen Einsatz und der Erfahrung von Baumaterialien. Es untersucht sowohl die sinnlich-atmosph\u00e4rischen Qualit\u00e4ten als auch die technischen Eigenschaften und die handwerkliche oder industrielle Bearbeitung von Materialien. Dabei wird auch ihre Kulturgeschichte sowie ihr sozialer und \u00f6kologischer Kontext betrachtet, um eine \u00abkritische Rematerialisierung\u00bb der Architektur zu erm\u00f6glichen. Das Ziel ist es, Baustoffe als wertvolle Ressource wahrzunehmen und nachhaltig zu gestalten.<\/p>\n\n\n\n
Im Rahmen des Moduls wurden drei Aufgaben gestellt, bei denen sich die Studierenden direkt mit verschiedenen Materialien und Baustoffen auseinandersetzen. Sie erprobten plastische Formgebungsverfahren und Bearbeitungstechniken, reflektierten diese und entwickelten daraus eine r\u00e4umliche Materialstudie. Dabei sammelten sie haptisches Wissen, besch\u00e4ftigen sich mit dem \u00abMachen\u00bb und hinterfragten ihre Entwurfspraxis durch die Besch\u00e4ftigung mit Bildender Kunst.<\/p>\n\n\n\n
Ebenfalls Teil der Aufgabenstellung war es mittels eines Prozessbuches, die eigenen Recherchen, den Schaffensprozess sowie die drei Exkursionen zu dokumentieren.<\/p>\n\n\n
Nora Meyer \u2013 Kombinationen von Lehmfeinputz und Massivholz<\/strong> Esther Steinman \u2013 Faltenwurf<\/strong> Gian L\u00fcthold \u2013 Eingeh\u00fcllt & Gest\u00fctzt<\/strong> Elio Garbani \u2013 Die formsuchende Maschine<\/strong> Lara Rechsteiner \u2013 Dorodango – Form und Farbigkeit der Erde<\/strong> Fabrice M\u00fcller \u2013 Dreidimensionales Moodboard<\/strong>
Die Atmosph\u00e4re eines Innenraums wird massgeblich durch die Kombination der vorhandenen Materialien im Zusammenspiel mit dem Licht erzeugt. Da es mich interessiert das Potenzial der Oberfl\u00e4chengestaltung im Innenraum zu untersuchen \u2013 d.h. die k\u00f6rpernahen Oberfl\u00e4chen mit denen wir in direkten Kontakt treten, die unsere Sinne anregen und die Atmosph\u00e4re des Raumes bestimmen \u2013 habe ich mich in der freien Arbeit mit Lehmfeinputz und Massivholz auseinandergesetzt. Die Idee war es, eine Experimentierkiste zu gestalten, mit der verschiedene Kombinationen von Lehmfeinputz mit Massivholz direkt untersucht werden k\u00f6nnen, um die vielf\u00e4ltigen Wirkungen, die sich durch die Kombinationen der beiden Materialien je nach Lichtsituation ergeben, beobachten zu k\u00f6nnen. Gerade die Kombination von glatten, edel wirkenden Oberfl\u00e4chen \u2013 wie die des Nussbaums \u2013 mit eher rauen Oberfl\u00e4chen \u2013 wie ein gefilzter Lehmputz \u2013 wirken interessant und erzeugen eine starke atmosph\u00e4rische Wirkung. <\/p>\n\n\n
Das Jutegewebe und der Modellierton von der Ziegelei bildeten den Ausgangspunkt. Mittels unterschiedlicher Techniken werden die Materialien verbunden. Der Stoff wird ausgebreitet und eine Lehmrolle wird dem Rand entlang in das Gewebe eingearbeitet und in den Stoff eingerollt. Die Jutefl\u00e4che wird anschliessend mit Lehm \u00fcberzogen. Auf einer H\u00e4lfte wird der Lehm beidseitig von Jute gefasst. Dann wird alles in die H\u00f6he gehoben, wieder abgesetzt und geformt. Der fl\u00e4chige Stoff bildet nun Falten und w\u00e4chst in die H\u00f6he. Das flexible Gewebe kann zusammen mit dem modellierbaren Ton geformt werden, letzteres h\u00e4rtet im Laufe des Trocknungsprozesses aus. Der aufgerollte Rand als strukturell st\u00e4rkstes Element bildet eine Art runde \u00d6ffnung. Eine organische, spontane sowie fliessende Form entsteht aus den beiden nat\u00fcrlichen Materialien. <\/p>\n\n\n
Als Ausgangspunkt diente die Arbeitskiste aus den vorhergehenden \u00dcbungen. Sie wurde hier als Schalung genutzt. Beim Entfernen der Einlagen und der Schalung wird das Relief der Gussform sichtbar. Die entfernten Schlungsbretter werden durch die \u00d6ffnungen gef\u00fchrt. Die Art des Zusammentreffens in den neun Kreuzungen mit vier Richtungen bleibt bewusst offen. Die Betondecke erhebt sich auf Holzst\u00fctzen von der Grundplatte. Die ausgewogene Balance zwischen den Elementen erzeugt eine Atmosph\u00e4re von Spannung und Stabilit\u00e4t, die die Eigenschaften von Beton und Holz zu hinterfragen erlaubt. <\/p>\n\n\n
Die Kiste, welche den ersten Teil des Moduls Materialit\u00e4t pr\u00e4gte, definiert den Anfang des Prozesses. Die Formsuche beginnt. Spielerisch und neugierig entwickelt sich aus verschiedensten Impulsen eine Arbeit dessen Ende nie klar definiert wurde. Kleine Handgriffe, ein Wechsel im Material und neue Techniken verfeinern dem Prozess stetig. Die Formsuche wird zu einem Ritual, bei welchem ich der Maschine assistiere. <\/p>\n\n\n
Das jahrmillionen alte und \u00fcberall verf\u00fcgbare Material \u00abErde\u00bb durchl\u00e4uft in der Herstellung eines Dorodangos viele Prozesse. Der Abbau erfolgt grob mit der Schaufel als kantiges, rohes Material. Danach folgt die Trocknung und die Zerkleinerung. Gesiebtes Material kann dann mit gr\u00f6beren Brocken und Wasser geformt werden. Der Formungsprozess braucht Zeit und ist quasi nie vollendet. Das nie-fertig-werden und stetige \u00dcberarbeiten ist eine sinnliche Erfahrung\u00a0\u2013 durch dr\u00fccken, streichen und t\u00e4tscheln n\u00e4hert sich das Artefakt langsam an die Form der Sph\u00e4re an. Weiteres Rollen, Schleifen und Polieren im Verarbeitungsprozess verleihen den Kugeln ihre Eleganz, Subtilit\u00e4t und Sch\u00f6nheit. <\/p>\n\n\n
In meiner freien Arbeit habe ich mich mit unserem Maiens\u00e4ss in den B\u00fcndner Bergen besch\u00e4ftigt und eine Materialskulptur erstellt. Valser Gneis symbolisiert Best\u00e4ndigkeit und erz\u00e4hlt aufgrund seiner Entstehung eine eindr\u00fcckliche Geschichte. L\u00e4rchenholz, welches f\u00fcr die Fassade verwendet wird und aus den nahegelegenen W\u00e4ldern stammt, besitzt nachhaltige Eigenschaften, da der Baum in gro\u00dfen H\u00f6hen \u00fcberlebensf\u00e4hig ist. Dadurch ist es m\u00f6glich, das Holz unbehandelt an der Fassade anzubringen. Verf\u00fcgbarkeit, \u00f6kologische Auswirkungen der Gewinnung und Verarbeitung der Materialien sowie ihre \u00c4sthetik und Funktionalit\u00e4t werden im Kontext des Projekts ber\u00fccksichtigt. Ein wohl\u00fcberlegter Einsatz der Materialien kann dazu beitragen, die gew\u00fcnschten Botschaften zu vermitteln und eine harmonische Verbindung zwischen Architektur und Umgebung herzustellen. <\/p>\n\n\n