{"id":20883,"date":"2023-04-11T18:02:15","date_gmt":"2023-04-11T16:02:15","guid":{"rendered":"https:\/\/sites.hslu.ch\/architektur\/?p=20883"},"modified":"2023-04-11T18:04:14","modified_gmt":"2023-04-11T16:04:14","slug":"raumgestalt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/sites.hslu.ch\/architektur\/raumgestalt\/","title":{"rendered":"Raumgestalt"},"content":{"rendered":"\n
Im Modul \u00abRaumgestalt\u00bb besch\u00e4ftigten sich die Studierenden mit dem \u00abDazwischen\u00bb und fokussierten sich auf den Aussenraum. Dabei interessierten sie sich f\u00fcr die architektonischen Qualit\u00e4ten wie Geometrie, Proportion, Licht, Material und deren Zusammenspiel zu einer spezifischen, funktionalen und atmosph\u00e4rischen Wirkung. Sie untersuchten den \u00dcbergang, sowie die Wechselwirkung zwischen dem Bebauten und dem Unbebauten. Sie fragten aber auch nach der gesellschaftlichen Dimension: Welche Rolle spielen diese Elemente in der Konstitution von \u00d6ffentlichkeit und Privatsph\u00e4re? Gibt es scharfe Grenzen oder verschwimmen die Orte? Was dient dem Einzelnen und was dem Kollektiv? Was sind die Nebenwirkungen dieser gestalterischen Entscheide? Und nicht zuletzt schlossen sie den historischen Hintergrund, unterschiedliche Bauetappen, gestaltete und gewachsene Strukturen in der Betrachtung mit ein.<\/p>\n\n\n\n
\u00abAn Sandstr\u00e4nden mit herausragenden Felsen bleiben, wenn die Flut abnimmt, an bestimmten Orten, wo sich die Felsen h\u00e4ufen, kleine Becken zur\u00fcck. Ganz \u00e4hnlich kann eine Ansammlung von Geb\u00e4uden eingebettete Zwischenr\u00e4ume enthalten. Wie bei den Felsbecken scheint das, was sich in den Zwischenr\u00e4umen befindet, aussergew\u00f6hnlich lebendig zu sein!\u00bb Die Studierenden haben w\u00e4hrend sechs Wochen drei Aussenraumtypologien in der Stadt Luzern von unterschiedlichem \u00d6ffentlichkeitsgrad analysiert: Den Hof, die Gasse und den Platz. Im Fokus stand dabei die Lust am genauen Beobachten, das Hinterfragen der eigenen Wahrnehmung, die Formulierung eigener Werte, sowie die Erweiterung des eigenen Repertoires. Die Erkenntnisse wurden in Form von Collagen, Pl\u00e4nen und Texten festgehalten und als Abschluss des Moduls am jeweiligen Ort pr\u00e4sentiert und diskutiert.<\/p>\n\n\n\n Axonometrie Sentigarten<\/p>\n <\/div>\n\n Grundriss<\/p>\n <\/div>\n\n Axonometrie Klub Kegelbahn<\/p>\n <\/div>\n\n Kilian Armendinger und Joakim H\u00fcrzeler schreiben zu ihrem Projekt: \u00abUnsere Gruppe begab sich auf eine Entdeckungsreise, um zwei versteckte Orte zu entdecken \u2013 zwei Pl\u00e4tze in einer Ecke der Baselstrasse, wo sich die Gleise mit der Strasse kreuzen und mit den Geb\u00e4uden eine dreieckige Restfl\u00e4che bilden. Obwohl sie demselben Ursprung entstammen, k\u00f6nnten die beiden Pl\u00e4tze kaum unterschiedlicher sein. Grundriss<\/p>\n <\/div>\n\n Axonometrie<\/p>\n <\/div>\n\n Collage<\/p>\n <\/div>\n\n Fabio Furrer und Lukas Hausherr schreiben zu ihrem Projekt: \u00abUnser gew\u00e4hlter Stadtraum befindet sich beim Bundesplatz im Bereich der Neustadt in Luzern. In Zukunft wird der Platz die erste H\u00e4lfte der Velo- und Personenunterf\u00fchrung Nord der Langensandbr\u00fccke bilden. Heute wird er tempor\u00e4r als Vorplatz des Vereinslokals \u00abRefugium\u00bb genutzt. Der Verein m\u00f6chte einen Beitrag zur Kulturvielfalt ohne Konsumzwang leisten und f\u00fcr alle Schichten der Gesellschaft offen sein. Das Vereinslokal im Kellergeschoss des Hauses Bundesplatz 4a besteht seit drei Jahren und ist noch auf weitere zwei Jahre befristet. Danach soll das Geb\u00e4ude totalsaniert werden und so wird voraussichtlich auch der Vorplatz umgenutzt. Somit sind es das Geb\u00e4ude selbst und die geplante Personenunterf\u00fchrung, welche die Nutzung und Existenz dieses Raumes befristen.
Italienische Gedanken weitergedacht, Alison und Peter Smithson<\/strong><\/p>\n\n\n \n <\/a>\n <\/div>\n\n
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Baselstrasse Sentigarten\/Klub Kegelbahn von Kilian Armendinger und Joakim H\u00fcrzeler <\/h3>\n\n\n
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Der Sentigarten, der im S\u00fcdosten gelegene Platz, zeugt von der zeitlosen Eleganz eines b\u00fcrgerlichen Aussenhofs. Man stelle sich saftig gr\u00fcne Gr\u00e4ser vor, die um einen gepflasterten Weg herum wachsen, und der s\u00fcsse Duft von bl\u00fchenden Blumen und roten Rosen liegt in der Luft. Doch dies ist leider nur eine romantische Illusion, die Erinnerungen an eine vergangene Zeit wachruft. Bis auf einen pr\u00e4chtigen Baum in der Mitte des rundum eingefassten Hofes und einen sorgf\u00e4ltig angelegten Weg deutet nichts auf einen b\u00fcrgerlichen Garten hin. Die Gr\u00e4ser und Blumen sind einem k\u00fchlen Steingarten gewichen, welcher als Parkplatz genutzt wurde. Auf den grauen Steinen sind nun ein offenes B\u00fccherregal, ein K\u00fchlschrank gegen Foodwaste und Palettenrahmen, die als Hochbeete dienen, angeordnet. Der Sentigarten ist ein Ort, der verspricht, den Besucher in eine Welt der Ruhe zu entf\u00fchren, weit weg von der Hektik der Stadt. Aber in Wirklichkeit ist es nur der Baum, der eine Oase von der st\u00e4dtischen Umgebung bietet, denn nichts anderes deutet auf einen Garten hin, der die Sinne beruhigen soll.
An der nordwestlichen Ecke der belebten Kreuzung zwischen Eisenbahn und Strasse liegt ein verstecktes Pl\u00e4tzchen \u2013 der Aussenbereich eines Tex-Mex-Restaurants. Der Kontrast zwischen diesem lebhaften Ort und dem Sentigarten k\u00f6nnte nicht gr\u00f6sser sein. Im Gegensatz zum kargen Garten strahlt dieser Ort eine Energie aus, die schon beim Betreten des Gel\u00e4ndes zu sp\u00fcren ist. Einst war der Platz karg, ohne leglichen Charme und enthielt nichts als ein leeres Grundst\u00fcck. Heute ist er zu einem lebendigen Pavillon geworden, welcher von bunten Farben nur so strotzt.
Der Platz l\u00e4dt zum Verweilen ein, um die lebendige Atmosph\u00e4re aufzusaugen und bei Sonnenaufgang den letzten Electrobeats zu lauschen. Es ist ein wahres Fest der Vielfalt, bei dem Menschen zusammenkommen. Obwohl es sich um einen konsum-orientierten Ort handelt, ist das Gemeinschaftsgef\u00fchl hier sp\u00fcrbar und die Freude am Zusammensein ist ansteckend.<\/p>\n\n\n\nRefugium Langensandbr\u00fccke von Fabio Furrer und Lukas Hausherr<\/h3>\n\n\n
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Auf der Brache auf der gegen\u00fcberliegenden Strassenseite wird seit \u00fcber 10 Jahren geplant.
Nach einem gescheiterten Projekt ist das Gebiet seit 2014 im Besitz von HRS und der schweizerischen Mobiliar. Den Projekt-Wettbewerb konnte die Arbeitsgemeinschaft Steib & Geschwentner Architekten und toblergm\u00fcr Architekten f\u00fcr sich entscheiden. Auch dieses Projekt wird vom Verein Stadtbild Luzern bek\u00e4mpft. Ihnen wurde 2021 vor dem Kantonsgericht rechtgegeben, dass die Stadt dem ISOS zu wenig Beachtung geschenkt hat und der Ausn\u00fctzungsbonus von 10% nicht gerechtfertigt ist. Die Verz\u00f6gerung ist nicht nur f\u00fcr die Bauherren \u00e4rgerlich. Auch die Stadt hat ein Interesse an einer m\u00f6glichst raschen Realisierung. Die Stadt m\u00f6chte einen neuen Velo- und Fussweg zwischen Neustadtstrasse und Bahnhof entlang der Gleisanlage realisieren. Dieser soll ins Bauvorhaben integriert werden. Mit der neuen Verbindung w\u00fcrde der Umweg \u00fcber den stark befahrenen, gef\u00e4hrlichen Bundesplatz entfallen.
Der Vereins-Raum liegt auf einem Niveau zwischen der Strasse und den Gleisen und l\u00e4sst sich keiner der beiden Ebenen wirklich zuordnen. Der Zugang erfolgt \u00fcber eine kurze Treppe, welche auf die Ebene vor den Gesch\u00e4ftslokalen f\u00fchrt. Sie ist durch eine Wandscheibe vom restlichen Strassenraum abgetrennt. Die Wandscheibe sorgt f\u00fcr eine starke Abgrenzung zum restlichen Stadtraum. Vom Zwischenpodest, welches sich auf der Ebene der Gesch\u00e4ftslokale befindet, f\u00fchrt eine l\u00e4ngere Treppe zum Vereinslokal hinunter.
Einerseits ist man sich nicht sicher, ob man den Raum \u00fcberhaupt betreten darf, anderseits scheint ein Raum mit einem solchen Zugang abweisend. Da man sich von oben einen \u00dcberblick verschaffen kann, wird der Raum aber berechenbarer. Der Vorplatz hat den Charakter einer Restfl\u00e4che oder einer L\u00fccke, weil er zwischen Gleisen, der Langensandbr\u00fccke und einem Wohnbau eingepfercht ist. Es scheint, als w\u00e4re dieser Raum \u00fcberhaupt erst per Zufall entstanden. Dadurch ist er zwar theoretisch ein Teil der Stadt, doch gef\u00fchlsm\u00e4ssig entzieht er sich dieser und l\u00e4sst sich nicht genau einordnen. Die Unklarheit dieses Raums spiegelt sich auch in der Eigent\u00fcmerschaft wieder. Die Zugangstreppe und der offene Teil des Platzes sind in privatem Besitz des Vereins, w\u00e4hrend der Teil unter der Br\u00fccke \u00f6ffentlich ist. Dieser Teil war urspr\u00fcnglich von zwei Seiten zug\u00e4nglich. Weil er aber von Obdachlosen als Schlafplatz genutzt wurde, versperrte die Stadt eine Seite und aktuell ist dieser \u00f6ffentliche Raum nur \u00fcber einen privaten Bereich zug\u00e4nglich. Der Verein l\u00e4sst zu, dass sich Personen auf ihrem privaten Grund aufhalten, aber die starke Aneignung macht einen sehr pers\u00f6nlichen und privaten Eindruck. Genau diese Unklarheit der Zug\u00e4nglichkeit und \u00d6ffentlichkeit macht den Raum f\u00fcr uns faszinierend. Der Eindruck wird \u00fcber den Tag noch weiter verst\u00e4rkt, wenn an der Strasse reges Treiben herrscht, der Vorplatz aber sehr unbelebt ist. Die meisten Orte in einer Stadt sind von Normen, Regeln und Vorschriften gepr\u00e4gt, darum sind solche mehrdeutigen und unklare R\u00e4ume sehr bereichernd und machen eine Stadt vielschichtig und spannend.<\/p>\n\n\n\nVonmattstrasse und Innenhof Kaufmannweg\/Habsburgerstrasse<\/h3>\n\n\n